Stahlkochen mal anders: wir grillen mit Udo
/Schnöde Interviews? Langweilig! Dagegen ein Plausch mit uns Udo Dirkschneider beim Kochen? Bestens! Und dazu noch Rockmusik – was will man mehr? Unter diesem Motto flimmert demnächst eine brandneue Sendung über die heimischen Bildschirme. Wir durften bei der Vorstellung Mäuschen spielen – und ein kleines Tasting sprang auch noch heraus. Guten Appetit!
In der Welt des Fernsehens spricht man ja, wie in manch anderer Branche auch, gerne von Formaten – gemeint sind hier neue Konzepte, mit denen man die Zuschauer beglücken möchte. Der findige Sender DMAX, bei dem man wahlweise Goldsucher in Alaska, Outback Truckers (inklusive Babes) oder auch die Kapriolen von drei autofahrenden älteren Herren bei „Top Gear“ bewundern kann, schnappt sich dabei die sattsam bekannte, fast inflationäre Promi-Kochsendung und dreht sie einmal durch den metallischen Wolf: hier wird demnächst nicht wie bei Lanz und Konsorten ein Jus reduziert und Dinge „an“ etwas kredenzt, nein – bei rock.kitchen bittet Szene-Veteran und Feinschmecker Udo Dirkschneider diverse Branchen-Kollegen ins teutonische Kochstudio zu einer Art kulinarischer Talk-Show. In lockerer Runde geht es da ums Touren, Essen und natürlich um Musik, was man uns am Rande des diesjährigen Rockavaria als sneak preview mit einigen Vorab-Clips schon einmal nahebrachte. In insgesamt sieben Folgen, die man allesamt auf dem Rockavaria 2016 gedreht und seitdem säuberlich arrangiert hat, begrüßt das deutsche Vorzeige-Reibeisen Bands wie Apocalyptica, Sabaton, In Extremo, Powerwolf, Gotthard, JBO und Serum 114 am Grill, wo dann unter anderem mit Hilfe der Promi-Köchin Harriet Deris allerlei Köstlichkeiten gezaubert werden. Wie die Idee zustande kam, das berichtet uns Udo dann höchst selbst: Essen ist auf Tour ein entscheidender Faktor, so dürfen wir von Udo erfahren - damit das passt, schwang Stefan Kaufmann, seines Zeichens ex-Accept-Schlagwerker und ex-UDO-Gitarrist, auf Gastspielreise auch mal gerne selbst den Kochlöffel.
Als dann die Produzentin Brigitte Emrich vor drei Jahren Udo in dessen Wahlheimat Ibiza besuchte und man ein zünftiges Barbecue aufkochte, war schnell die Idee zu einer metallischen Kochsendung geboren. „Interviews sind ja eigentlich völlig langweilig“, erklärt uns Udo das Konzept näher, „das sind doch immer die gleichen zehn Fragen, das kann man auch einfach schriftlich beantworten. Beim Kochen packen die Leute auf einmal ganz andere Geschichten aus und sind spontan, das ist einfach eine andere Atmosphäre. Da kommt es schon mal vor, dass einer am Ende sagt: oh, das wollte ich eigentlich nie erzählen…“ In Folge 1 machen sich Micco und Eicca von Apocalyptica an einen ordentlichen Seewolf (frisch muss er sein vor allem!), aber als Highlight ist Udo das Käsefondue in Erinnerung geblieben, das sein guter Kumpel Leo Leoni, Saitenbieger bei Gotthard, zauberte, der selbst in Lugano ein Restaurant führt (das scheint ein echter Trend, Schmier von Destruction trifft man ja bekanntlich auch unter dem bürgerlichen Namen Marcel Schirmer in seinem Bistro im Schwabenland, wenn er nicht gerade Bühnen beackert). Lustig auch die Weißbier-Challenge, bei der jeder Teilnehmer ein Weißbier a) ordnungsgemäß einschenken und b) standesgemäß zu sich nehmen muss, wobei Udo nach eigenem Bekunden selbst „schnelle Trainingserfolge“ erzielte. Die Clips und die launige Vorstellung machen in jedem Fall jede Menge Lust auf die Sendung, die – aufschreiben! – ab 6. September immer donnerstags um 23.15 auf DMAX zu sehen sein wird. Wer das verpennt, für den gibt es am Sonntagnachmittag jeweils eine Wiederholung, bei der man sich gleich Inspirationen für den Grillabend holen kann. Also gleich den Videorekorder programmieren und…wie, das kennen die jungen Leute nicht mehr? Also, dann strömt das mit einem knorken Herablad, wie auch immer…
Nicht zuletzt für die Sendung kreierten die Kollegen von der Tölzer Mühlfeldbräu unter dem Motto „Wir brauen Rock’n’Roll ins Bier“ auch ein eigenes Bier, die „Schwarze Tinte“, die wir uns natürlich näher ansehen bzw. schmecken. Für das wahrlich dunkle Stout nutzt Braumeister und Chef des österreichischen Verbandes Bier IG Martin Seidl auf zwei Hektar selbst angebautes, geröstetes und vermälztes Malz, das für die wunderbaren Kaffee- und Kokosnoten des sehr seidigen, cremigen, in der Tat pechschwarzen Gerstensaftes verantwortlich ist, der mit 6,2% daherkommt. Wir plaudern mit Martin noch sehr unterhaltsam über die Craft Bier Szene (Handarbeit heißt nicht automatisch Craft Bier, dafür darf man 9,5 Millionen Liter pro Jahr produzieren, das trinkt ganz Österreich in einem Jahr, so seine launigen Ausführungen), Schwerpunkt bei der Mühlfeldbräu ist das Tölzer Hell aus traditionellem bayrischen Hopfen, das wird auch verkosten und für ebenfalls wunderbar befinden.
Wir danken herzlich und wandern weiter zu Mike und Christian von der Whiskey Union (sinniger T-Shirt-Spruch: „We are the whiskey union and we make whiskey“), die an ihrem Stand gleich einige schmackige Drinks servieren, die sie in durchaus stylishen Blechbechern kredenzen. Gerne testen wir den Salted Caramel Sour, den Smoky Mule und einen Rumble in the Jungle, wobei einige Tropfen zum Einsatz kommen, die wir schon der Finest Spirits-Messe kennen: für den „Boxing Hares“ werden Whsiyk und Hopfen kombiniert, weshalb das Getränk „Spirit Drink“ heißen muss, der Blend „Smoky Goat“ bringt zwei Speyside Malts mit jeweils einem Highland, Lowland und Islay-Vertreter zusammen, während der „Huxley“ interkontinental mit Anteilen von amerikanischem, kanadischem und schottischem Whisk(e)y aufwartet. Auf dem Label kann man dann auch sinnigerweise das Mischfabelwesens namens Wolpertinger erkennen – und wenn man die Flasche leert, erscheint innen auch gleich das Skelett des wunderlichen Wesens, das man damit quasi erlegt hat. Experimentell und unkonventionell, so beschreiben die beiden sympathischen Jungs ihr Konzept, denen im Übrigen auch der Maiden-Gig gestern ausnehmen zugesagt hat. Und das bürgt ja in jedem Falle für Qualität. So lässt sich auch Tag 2 des Rockavaria bestens angehen – was wir dann auch tun.