Der alte Fritz hätte seine Freude: wir testen den preussischen Single Malt
/Dass der preussische Kulturbesitz reichhaltig ist, das wussten wir, dass aber auch ein reinrassiger Single Malt dazugehört, war uns neu. Umso angenehmer waren wir überrascht, als wir diesen Kollegen testen konnten.
Ein Pferd mit einer Pickelhaube als Markenbotschafter? Ordnung und Disziplin? Nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließt sich diese Kombination, aber Brennereichefin und Brennmeisterin Cornelia Bohn erläutert das Ganze wortreich und begeistert: auf einem ehemaligen Landgut in der Uckermark, genauer gesagt in Mark Landin, stellt die Dame seit 2008 ihren einzigartigen Single Malt her. Dort brannte man schon vor über 160 Jahren hochgeistige Getränke, bevor der Betrieb nach den Kriegswirren für mehr als 50 Jahre erst einmal zum Erliegen kam und dann Anfang des Jahrtausends wiederbelebt wurde. Dabei geht es – neben den oben genannten preussischen Kardinaltugenden - höchst ursprünglich und sortenrein zu: im Gegensatz zu vielen deutschen Fabrikaten setzt man ausschließlich auf Whisky, der nach klassischer Brennmethode in Eichenfässern ruht. Dabei kommen amerikanische Weißeiche oder auch Spessarteiche zum Einsatz (wobei mir letzteres natürlich besonders gut gefällt, immerhin kennt man das ja). In der Herstellung geht Cora Bohn handverlesen vor: sie verwendet seit 2013 ausschließlich Biogerste aus einer Mälzerei bei Bamberg, und auch in Lagerung und Abfüllung macht man keine Kompromisse. Gelagert wird ausschließlich in getoasteten first oder second fill Fässern, aus denen dann exakt jeweils ein Fass in Originalstärke in die Flaschen fließt, womit pro Charge nur maximal 400 Flaschen als Unikate verfügbar sind. Die kommen dann, versehen mit Nummerierung und persönlichem Schriftzug der Brennmeisterin, auf den Tresen der einschlägigen Fachgeschäfte und Versandhändler. Dass man auf Spielereien wie Färbung und Kühlfiltrierung verzichtet, versteht sich da fast schon von selbst; auch mit finishes oder gar blends möchte sich Frau Bohn nicht versuchen, um den starken Brennereicharakter zu wahren.
Im Glas steht der preussische Kulturattaché in der aktuell verfügbaren 5jährigen Reifung satt bernsteinfarben und verströmt einen angenehmen Geruch nach Früchten und Schokolade. Wo sich bei deutschen Vertretern oft metallisch Schärfe und Kantigkeit findet, überzeugt der Uckermärker mit einem ausgewogenen Geschmackserlebnis von Trockenfrüchten, Gewürzen, erneute Schokolade und einem ganz leichten Hauch von Rauch (kein Wunder, immerhin boten auch für diese Ausgabe eine Gerstenmischung aus 85% Rauch und 15% Röstmalz die Basis). Mit Wasser entfaltet sich das Aroma nochmals deutlich mehr, was sich im langen Abgang nochmals in angenehmer Würze äußert. Geht doch, konstatieren wir: wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und nicht nur nebenher einen Single Malt produziert, kann eben auch ein deutsches Gewächs durchaus gefallen. Wir lassen uns diese Form des Preussentums auch in Bayern gefallen und ziehen uns mit einem hübschen Band Theodor Fontane zurück. Das passt nämlich bestens zusammen.
Preussischer Single Malt
Preussische Whisky Distillerie
Limitierte und nummerierte Ausgaben, 500 ml
Winterausgabe: 5 Jahre, 59,8%
www.preussischerwhisky.de