Ein Saitenhexer und ein dram im Maisfeld: wir testen exklusive Tropfen aus deutschen Landen
/Die rührige deutsche Brennerei-Szene ist immer wieder für Spezialitäten gut: auch die uns wohlbekannten Häuser Ziegler und Finch haben mit zwei limitierten Sonderabfüllungen spannende Varianten am Start, die uns den Beginn des neuen Jahres doch gleich ein wenig versüßten.
Zuerst schauen wir uns eine Limited Edition des Aureum 1865 an, den wir ja schon in unterschiedlichsten Ausprägungen – unter anderem die Chestnut Cask-Version – erproben konnten. Exklusiv für die Inter Whisky 2017 legte die Brennerei aus Freudenberg gemeinsam mit Saitenheld Axel Ritt, der ja auch schon bei den Grave Digger-Ausgaben des Aureum mitmischt, die sinnigerweise „The Guitarist“ betitelte Version vor. Nicht kühl gefiltert wurde dieser Geselle (also der Malt, nicht der Herr Ritt), der - 2011 gebrannt - 2017 in exakt 406 Flaschen wanderte. Seine fast sieben Jahre Reifung, mit denen man durchaus in der üblichen Altersbrandbreite des Aureum liegt, verbrachte der Guitarist – so die spezielle Idee von Herrn Ritt persönlich – im Finish in den Hölzern, die man gerne auch als Korpus der Instrumente verwendet: Mahagoni und Ahorn. Zu diesem Zweck ließ man sich vom Gitarrenbauer Warwick eigens drei Gitarrenrohlinge liefern, die jeweils in ein leeres Fass gepackt wurden, in dem dann ein bereits sechs Jahre alter Aureum für weitere sieben Monate nachreifen konnte. Diese spezielle Behandlung in unterschiedlichen Hölzern steigt dem geneigten Verköstiger auch gleich in die Nase: ein ganzes Bukett von Fruchtnoten entströmt dem Glas, durchaus obstlastig-komplex duftet der Kollege, der in satter Bernsteinnote auch optisch etwas hermacht. Geschmacklich entwickelt der Guitarist dann einen mächtigen Antritt mit leicht metallischer Note (kein Wunder, immerhin haben wir eine Heavy-Metal-Ausgabe vor uns!), die nach einigen phenolischen Momenten gegen Ende im durchaus langen Abgang einer karamelligen Milde weicht. Neben dem Chestnut-Cask und der Cognac-Ferrand Limited Edition somit ein weiterer Beitrag aus der Reihe spezielle Tropfen für Kenner. Übrigens: die Gitarrenrohlinge werden nun getrocknet und zu E-Gitarren weiterverarbeitet – und kommen hoffentlich bei der nächsten Grave Digger-Show zum Einsatz!
Im Shop bei Ziegler gibt es noch einige wenige Restflaschen zu haben:
AUREUM 1865 The Guitarist – Limitiert (406 Flaschen)
Alter: 6 Jahre plus Nachreifung 7 Monate
Alkoholvolumen: 47 %
Immer wieder gerne besuchen wir auf unseren Geschmacksreisen auch das Schwäbische Hochland, wo die Finch Whiskydestillerie von Hans-Gerhard Fink in echter Handarbeit ausschließlich heimische Produkte verwendet, die bevorzugt direkt aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb stammen. Die Basisausgabe des Finch begeisterte uns ja schon mehrfach, weshalb wir uns durchaus neugierig auch die limitierte Corn Edition genauer ansehen. Nachdem dieser nette „false friend“ eben nicht Korn, sondern Mais bedeutet, schließen wir messerscharf: hier wird nicht Gerste, sondern eben Mais (selbstredend ebenfalls aus eigenem Anbau!) als Basis des Destillats verwendet. Die Lagerung besorgt man dann in Ex-Bourbonfässern, wo der Brand für fünf Jahre ruht, bevor er mit 46% in die Flasche wandert. Vor dort aus gießen wir diese Ausgabe ins Glas und betrachten zunächst die eher helle, goldene Farbe – und entdecken auch durchaus einige „legs“, die sich beim Schwenken am Rande bilden. In der Nase machen wir dann Noten von Vanille und Zitrusfrüchten aus, manch einer will hier sogar leichte Likörnoten vermelden. Im Geschmack setzt sich dieser harmonische Eindruck nahtlos fort, wir notieren eine Leichtigkeit, in der sich Vanille und Pfirsich mit Anklängen von Nüssen und Kokos verbinden. Der fruchtige, eher kurze Abgang macht dann nochmals mit angenehmen Vanille-Tönen auf sich aufmerksam. Ein hübscher Tropfen für alle Freunde eines eher ausgewogen-dezenten Geschmackserlebnisses.
Die Corn Edition des Finch gibt es natürlich auch im hauseigenen Destillerieshop
finch® Schwäbischer Hochland Whisky Corn Edition
Alter: 5 Jahre
Alkoholvolumen: 46%