Shine or Shine: So war Wacken 2018
/Auch dieses Jahr waren unsere fleissigen Kollegen Ray, Kai und Katarzyna von unserer Schwesterpostille Heavyhardes wieder für uns im Mekka des Heavy Metals unterwegs und haben uns Ihre Impressionen mitgebracht. Vielen Dank dafür!!!
Das war vielleicht ein knappes Rennen! Gerade einmal zwei Wochen vor Startschuss zum 29. Wacken : Open : Air meldeten die Veranstalter den Ausverkauf des Festivals. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass der weltweit beliebte Event binnen 24 Stunden nach Beginn des Ticketverkaufs restlos ausverkauft war. Da lassen Unkenrufe von wegen, das W:O:A befindet sich auf dem absteigenden Ast, nicht lange auf sich warten. Vor Ort kann man von dieser Untergangsstimmung allerdings nicht das Geringste feststellen.
Und genau dort sind wir – einmal mehr unterwegs für Kühles Zeug, um vom Geschehen zu berichten. Erneut geben wir uns alle Mühe, um einen guten Querschnitt des überreichen Angebots zu kommentieren, also Berichte von allen acht Bühnen abzuliefern und dabei sowohl die großen Headliner auf den Hauptbühnen, als auch die kleineren Bands und Newcomer auf den Nebenbühnen zu berücksichtigen. Was unsere ambitionierten Pläne anbelangt, soll uns allerdings das brütend heiße Wetter hier und dort einen Strich durch die Rechnung machen. Aber eines nach dem anderen… (Kai)
Mittwoch, 01.08.2018
Das Zelt steht, der erste Durst ist gelöscht – also Abmarsch in Richtung Festivalgelände! Die Anreise hat sich etwas hingezogen und auch das mit dem Durstlöschen dauert bei 30°C ein wenig länger als gewohnt, daher ist es schon etwa 20:00 Uhr, als wir den langen Weg in Richtung Wacken Plaza antreten. Dort angelangt wird traditionsgemäß die Lage gepeilt, soll heißen: was ist neu im heiligen Wackenland? Nun, schon auf dem Weg hier her konnte man beispielsweise feststellen, dass die Hauptstraße, vorbei an den Campingplätzen, mit großen Metallplatten ausgekleidet wurde. Sehr lobenswert, denn genau hier ist man in den letzten Jahren nach üppigen Regenfällen regelrecht im Modder versunken. Die Rainbow-Bar hat einen neuen Standort, der Biergarten wurde erneut vergrößert, ebenso das Angebot an Sitzgelegenheiten auf dem Gelände und es gibt neben dem Bullhead City Circus ein neues Zelt auf der Plaza. Hier wurde eine neue Area, genannt ESL Arena Wacken, für alle passionierten Zocker und Gamer geschaffen, weil ja Metal und Zocken irgendwie zusammen geführt werden müssen. Was für ein Quatsch und meiner bescheidenen Meinung nach auch überflüssig wie ein Kropf. Aber ich habe ja auch eine Art Allergie gegen alles was mit Playstation und Co zu tun hat und stehe lieber mit beiden Füßen im echten Leben oder eben vor einer Bühne auf der eine Live-Band spielt. Wer lieber seine Zeit im Zocker-Zelt verbringt, der kann das natürlich gerne tun. (Kai)
Gegen 21:00 erreichen wir schließlich den Biergarten mit seiner Beergarden Stage, um den Abend mit nostalgischen Klängen zu untermalen, denn die erste Band nimmt uns mit in die frühen 80er Jahre. EXTRABREIT aus Hagen waren damals eine der erfolgreichsten NDW-Bands... und ein Blick ins weite Rund des Biergartens zeigt auch durchaus ein etwas betagteres Publikum. Darunter mischt sich aber auch zahlreiches Jungvolk, das zur Blütezeit der Band noch nicht mal laufen konnte oder gar auf der Welt war. Aber egal, der Biergarten ist voll und die Stimmung ist gut, so wie es sein soll. Während unbekanntere Songs wie „Geisterbahn Fahrn“ oder „Polizisten“ noch eher verhalten mit Beifall bedacht werden, geht die Stimmung bei den beiden größten Hits „Flieger, Grüß Mir Die Sonne“ und „Hurra Hurra Die Schule Brennt“ so richtig steil. Vor allem der Refrain zum Flieger wird auch nach dessen Ende weiter von den Fans gesungen. Ein gelungener Einstand in das diesjährige Festival! (Ray)
Donnerstag, 02.08.2018
Ab etwa 7:30 Uhr ist es nicht mehr möglich, sich im Zelt aufzuhalten. Dafür brennt die Bärbel schon zu intensiv auf seinen Buckel. Unterm Pavillon ist es allerdings auch nicht viel besser, erreichen die Temperaturen heute doch ca. 33°C.
Dennoch sind wir pünktlich zur Mittagszeit am Ort des Geschehens. Die Band SKYLINE eröffnet wie jedes Jahr die Spiele im Infield und startet mit Deep Purple´s „Burn“ ins Set ihrer populären Coversongs. Man darf davon ausgehen, dass sich auch Doro auf der Bühne einfinden wird. Mehr als oft genug gesehen, lassen wir Skyline allerdings links liegen und schreiten erneut vor die Beergarden Stage, wo es etwas ruhiger zugeht. (Kai)
Dort spielt nämlich gerade mit den THE WALTONS ein Berliner Urgestein, das mit seinem lässigen Mix aus Rock`n´Roll, Folk und Country eine prima Grundlage zum Biertrinken bildet. Und genau das tut nach unserem langen Marsch auch dringend Not! Die Band gibt es schon seit 1983 und ´92 fand sie sich sogar schon in Wacken ein. Wo gestern bei Extrabreit noch der Bär steppte, ist jetzt allerdings kaum was los – sowohl mengen- als auch bewegungsmäßig. Liegt vermutlich an der Hitze. Die braven, aber trinktauglichen Rocksongs der Waltons dürften damit aber nichts zu tun haben. (Katarzyna)
14:30 Uhr: trotz steigender Temperatur vor der Louder Stage. Hier tritt Mark Tremonti, bekannt von Alter Bridge und Creed mit seinem eigenen Projekt TREMONTI auf und lässt es so richtig krachen. Dank der noch lichten Reihen schafft man es problemlos bis nahe vor die Bühne. Dass trotz aggressiver Groove-Monster wie „So You´re Afraid“ oder „Flying Monkeys“ kein Pit entsteht, dürfte der Hitze geschuldet sein. Bei „Radical Change“ ist es dann endlich soweit und es kommt Bewegung in die vorderen Reihen. Nach einer bravourösen Vorstellung bringt der Bandchef seine Anhänger zum finalen Thrasher „Wish You Well“ schließlich dazu den Zirkel noch deutlich zu vergrößern. Respekt, wer bei dieser Affenhitze jetzt noch einmal alles aus sich herausholt! (Kai)
Mein erster Weg führt mich eigentlich zur Wackinger Stage, um mir INGRIMM anzusehen, aber da ich zeitig genug da bin, geselle ich mich noch vor die Wasteland Stage, um mir PIKE'S EDGE aus unserer schönen Landeshauptstadt anzusehen bzw. zu hören. Und das ist mal eine goldrichtige Entscheidung. Die Jungs können sich über zahlreichen Zuspruch trotz Hitze und Staub freuen und zocken ihren Mix aus modernem Thrash und Groove Metal mit einer ordentlichen Portion Spielfreude, die sich auch auf das Publikum überträgt... und so lässt ein Moshpit nicht lange auf sich warten. Pike (Vokals) spendiert zum Tanzen noch ein paar Gummipuppen, die schnell mit eingebunden werden. Und je länger der Gig dauert, desto mehr und mehr Leute bleiben vor der Stage hängen. Angesichts solcher Songs wie „Nameless“, „Hypocrite“ oder „Blind Side Of You“ aber auch kein Wunder, gehen die Songs doch gleich ins Mittelohr. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Jungs mit lautstarken Zugabe-Rufen verabschiedet werden, die leider unerhört bleiben. Auch der Merchstand der Band gleich neben der Bühne darf sich über zahlreichen Zuspruch freuen, nicht wenige (inkl. Meiner Wenigkeit) legen sich noch schnell das aktuelle Album All Of Our Beauty zu. Dieser Stopp hat sich definitiv gelohnt (Ray)
Nun aber schnell weiter zur Wackinger Stage, wo INGRIMM aus Regensburg bereits in den Startlöchern stehen. Und auch hier geht es gleich fein zur Sache, der Mix aus harten Rhythmen und Mittelalter-Klängen verfehlt seine Wirkung nicht. Nach dem flotten „Die Pest“ wird erstmal getestet, ob das Publikum gut drauf ist. Dem „Hallo Wacken“ folgt ein lautes „Hallo Ingrimm“ - Test also bestanden. Weiter geht’s mit „Der Rabe“, „Teufelsweib“ und „Hängt Ihn“, und schon machen sich Surfer auf den Weg zur Bühne. Mit der „Sanduhr“ ist dann die Saue auch viel zu schnell wieder vorbei, aber Ingrimm werden verdient gefeiert (Ray).
Zurück im Biergarten: dort sitzen mit SCHIDL´N´SCHEDL zwei echt bayerische Originale auf Holzstühlen, mit Akustikgitarre bewaffnet und geben Laute von sich, die ein jeder Nicht-Bayer wohl auch nicht verstehen dürfte. Die ganze Aufführung erinnert stark an Whiskeydick aus Texas, die letztes Jahr hier gesessen haben, nur sind diese Jungs aus´m Bayerischen Wald noch extremer, dafür aber qualitativ auch längst nicht so gut. Die selbsternannten „Herrgottsväter des bayerischen Acoustic Heavy Metal“ sorgen mit ihren wilden Liedern aber für Stimmung und manch offenstehende Münder. Viel los vor der Bühne ist allerdings nicht. Genau genommen konzentrieren sich die paar Hardliner, die ganz nah dran sein wollen, genau im Schattenwurf der Bühne, aber keinen Millimeter darüber hinaus. (Katarzyna)
Im Infield startet nun allmählich die Parade der richtig großen Namen, wie es in Wacken donnerstags nun einmal so üblich ist. Auf dem Programm der Faster Stage steht mit DIRKSCHNEIDER nun jene deutsche Metal-Ikone, die gemeinhin unter dem Namen UDO bekannt ist. Herr Dirkschneider möchte an diesem Abend schließlich mit seiner Vergangenheit als Accept-Frontmann abschließen und spielt daher ein letztes Mal ein volles Set aus den Klassikern jener Epoche. Und tatsächlich sind sie alle dabei, die Meilensteine, mit denen Accept einst Musikgeschichte schreiben durfte: „Princess Of The Dawn“, „Son Of A Bitch“, „London Leatherboys“, „Breaker“ und und und. Erwartungsgemäß wird „Metal Heart“ in ungeahnter Länge zelebriert, auf großartige Showeinlagen muss man dabei allerdings verzichten. Dafür gibt es als Sahnehäubchen noch das kultige Doppel aus „Fast As A Shark“ und I´m A Rebel“. Ein feiner Gig, gar kein Zweifel, und vielleicht längst überfällig. Denn sind wir mal ehrlich: eigentlich hat es Udo bei so vielen eigenen genialen Songs doch längst nicht mehr nötig, die ollen Kamellen live zu spielen, zumal das von Accept selbst ja mittlerweile auch wieder erledigt wird. Außerdem klingt Udo ohne den Rest von Accept am Ende halt doch nicht wie Accept. (Kai)
Weil´s so gemütlich dort ist, weil´s Schatten und Sitzgelegenheiten dort gibt, schalten wir nun doch wieder zurück in den Biergarten. Dort heizen gerade die jährlich widerkehrenden BLECHBLOS´N dem stimmungssüchtigen Publikum ganz ordentlich ein. Auf dem Programm stehen wie immer Bierzeltlieder neben Coverversionen von Rammstein bis AC/DC. Natürlich vorgetragen von Bläsern neben dem obligatorischen Rock-Repertoire. Dabei schreiten die Bayern hier in Wacken womöglich ein wenig zünftiger, sprich metallischer zur Sache, als wenn sie irgendwo auf einer Kirchweih spielen. Das Publikum dankt es der Band und geht zu Nummern wie „Kalinka“ oder „Skandal im Sperrbezirk“ von vorne bis ganz hinten richtig ab! Da wird gesungen, da wird geklatscht und auch getanzt. Für diesen Ort und diese Stunde also genau die richtige Mucke! (Katarzyna)
Von der Sonne geht es nun ab ins dunkle Innere zu den beiden Zeltbühnen. Mein Weg führt mich als erstes auf die linke Seite, hin zur W:E:T-Stage, wo die Österreicher BELPHEGOR ihr Set alsbald beginnen. Wobei es der Begriff Set nicht wirklich trifft, Zeremonie kommt da schon eher hin. BELPHEGOR sind bekannt für eine intensive, theatralische Darbietung und auch der W:O:A-Gig heute macht da keine Ausnahme. „Conjuring The Dead“ oder auch „Lucifer Incestus“ werden mit reichlich Feuer und Rauch untermalt, die Band ist in ihrer eigenen Welt, Kommunikation mit dem Publikum findet nur vage statt. Das brachiale „Baphomet“ bildet dann den Abschluss der Messe an den Gehörnten. Das waren mal intensive 45 Minuten (Ray).
20:45. Nun heißt es – wie so oft - eine Wahl treffen: zur Faster Stage und Rock Gigant Danzig angesehen? Oder doch lieber die Underdogs von Blessed Hellride auf der kleinen Wasteland Stage angeschaut? Die Münze entscheidet und so führt der Weg durchs Wackinger Village zur Wasteland Stage, wo bereits die Feuerfontainen über unseren Köpfen die Luft erhitzen. In dieser schweißtreibenden Umgebung sind BLESSED HELLRIDE genau richtig. Mit ihrem adrenalin-schwangeren Stoner Rock passen die fünf Musiker richtig gut hier her. Irgendwo zwischen Biker- und Cowboyfeeling haben die Jungs aus Trier kürzlich ihr zweites Album an den Start gebracht und können eine ganz ansehnliche Schar an Fans vor der Bühne versammeln. Diese Truppe sollte man definitiv im Auge behalten! (Kai)
Im Anschluss ist schließlich dann doch noch etwas Zeit, um den letzten paar Songs von DANZIG beizuwohnen, wenn auch aus etwas größerer Entfernung. Pünktlich zu unserem Eintreffen im Infield dröhnt der Band-Hit „Mother“ durch die Lautsprecher, während der auch schon 63-jährige Glenn Danzig recht agil auf der Bühne unterwegs ist. Als Zugabe gibt´s „She Rides“, ebenfalls vom legendären Debüt, und schließlich „Snakes Of Christ“. Das Infield ist zu dieser Stunde schon ordentlich gefüllt. (Kai)
Und weiter geht die schwarzmetallische Sause im Bullhead City Circus, und zwar auf der Headbanger Stage. Gestern hieß es noch, „Hurra Hurra die Schule brennt“, heute dagegen „Hurra Hurra, die Bühne brennt“, denn die Schweden WATAIN geizen nicht mit allerlei Flammen und schon bald brennt so ziemlich alles, was die nicht gerade niedrigen Temperaturen im Zelt noch etwas nach oben schraubt. Sänger Erik Danielsson kommt zu den ersten Klängen böse blickend auf die Bühne und stolpert erstmal über ein Kabel, was dem Ganzen etwas die „Evilness“ nimmt. Davon völlig unbeeindruckt zelebrieren auch Watain ihren Gig, den sie mit „Stellavore“ eröffnen. Die Bühne ist das ganze Set über in roten Rauch gehüllt, was die perfekte Untermalung zu den Flammen ist. Zwischendurch lässt Erik auch mal den Bruce durchblicken als er „Scream For Me, Wacken“ fordert. „Malfeitor“, „Nuclear Alchemy“ sowie „Angelrape“ folgen, ehe „Waters Of Ain“ den Schlusspunkt markiert. Ein wärmendes Erlebnis (Ray).
Es ist mittlerweile nach 22:00 Uhr und eine dicke Staubglocke hängt über dem Wacken Center, die tatsächlich die Sicht einschränkt. Staubschutzmasken können an mehreren Stellen erworben werden, ein Angebot, das von vielen Besuchern auch dankend angenommen wird. Unser eins steht derweil im Infield vor der Harder Stage und wartet auf den Headliner des heutigen Abends. JUDAS PRIEST sind zum dritten Mal zu Gast in Wacken und ihr famoses Album Firepower lässt auf einen starken Gig hoffen. Nach dessen Titelsong gestaltet sich der Einstieg in das Set allerdings etwas sperrig mit einer Reihe weniger populärer Tracks. Andererseits bekommt man Songs wie beispielsweise „Bloodstone“ von Screaming For Vengeance halt auch nicht oft zu hören. Dennoch – dem Publikum merkt man es schon irgendwie an, dass die Auswahl nicht perfekt ist. Daran können auch der bombastische Sound und die fette Lightshow nichts ändern. Klarer Stimmungsumbruch dann bei „Turbolover“. Große Überraschung: „Night Comes Down“ von Defenders Of The Faith hat´s ins Set geschafft und dann kann der Reigen an Hits beginnen. Rob Halford zeigt sich stimmlich in guter Form und meistert sogar die abartig hohen Screams in „Freewheel Burning“ und „Painkiller“. Zwischendrin noch der Standard-Groover „You´ve Got Another Thing Coming“ und die obligatorische Einfahrt mit der Harley zu „Hellbent For Leather“, was leider die einzige Showeinlage bleiben soll. Ganz dick dann das Finale aus „Metal Gods“, „Breaking The Law“ und „Living After Midnight“.( Kai)
Den Abschluss am Donnerstag bilden für mich die Barden FEUERSCHWANZ, die sich über mächtigen, textsicheren Zuspruch vor der Bühne freuen dürfen. Nach dem Opener „Hexenjagd“ wird die Frage aller Fragen mit „Blöde Frage, Saufgelage“ von den Fans beantwortet, was den Musikern durchaus ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Der anschließenden Bitte, sich zu setzen wird ebenfalls entsprochen und so wird die „Seemannsliebe“ zumeist auf dem Boden rudernd verbracht. „Die Hörner Hoch“ ist ein Muss bei einem Feuerschwanz-Gig, ebenso „Metnotstand im Märchenland“. Keine Frage, die Band hat leichtes Spiel mit dem Auditorium, das die Musiker frenetisch abfeiert. Ein gelungener erster Festivaltag neigt sich dem Ende entgegen und der Met oder das Bier oder was auch immer Hochprozentiges ruft... (Ray)
Freitag, 03.08.2018
Es ist erneut etwa 7:30 Uhr, als die gnadenlosen Sonnenstrahlen ein Ausschlafen unmöglich machen. Die Hitze von gestern soll heute ihre Fortsetzung finden und vereitelt die ersten geplanten Konzertbesuche. Ewig kann man dem Infield natürlich nicht fern bleiben....
Eigentlich wären da z.B. Epica auf der Faster Stage auf dem Plan gestanden, doch im Biergarten läuft ein Programm, das kontrastreicher nicht sein könnte. Dort die epische und orchestrale High-End-Produktion, hier ein einziger Typ auf einem Stuhl und mit zwei Gitarren bewaffnet. Die Rede ist von JACK BROADBENT, dessen Videos auf Youtube schon millionenfach geklickt wurden. Der passionierte Blues-Rocker spielt unter Zuhilfenahme eines Edelstahlflachmanns eine famose Slidegitarre und kommt überhaupt extrem sympathisch rüber. Viel los ist zwar nicht vor der Beergarden Stage, die Anwesenden geben aber ordentlich Applaus und freuen sich über in die Songs geflochtene bekannte Rhythmen, etwa von ZZ Top, Lynyrd Skynyrd oder Jimi Hendrix. (Kai)
Kurzer Schwenk zur Louder Stage im Infield: hier ist der Gig, äh die Party von KORPIKLAANI bereits in vollem Gange. Das Areal ist gar prächtig gefüllt und die Fans gehen gut mit. Angesichts von „Happy Little Boozer“ aber auch nicht verwunderlich. Danach wird die Schnapsbar eröffnet, „Tequila“, „Beer Beer“ und „Vodka“ ausgeschenkt, was für glückseelige Gesichter um mich herum sorgt. Und zu guter Letzt sorgt Sänger Jonne noch für eine Laola-Welle, ehe das obligatorische Foto vor den Fans gemacht wird. (Katarzyna)
CHILDREN OF BODOM sind ein Garant für mächtig Betrieb in der Einflugschneise. Und das ist auch heute so. Es ist mächtig was los vor der Faster-Stage, die Fans stehen bis ganz hinten am Einlass. Ein Blick über die Köpfe der Anwesenden zeigt, was für eine Menge Staub dank des trockenen Wetters liegt. Und die Fans sorgen dafür, dass der Staubnachschub nicht versiegt: bei jedem Song wird mittels eines ordentlichen Pits gehörig was in die Atmosphäre gewirbelt. Derweil sorgen Alexi Laiho und seine Mannen für die passende musikalische Untermalung. „Are You Dead Yet?“, „Angels Don't Kill“ oder „Hate Crew Deathroll“ passen da auch wie die berühmte Faust aufs Auge. Die Finnen haben sichtlich Spaß an ihrem Set, was man unter anderem am inflationären Gebrauch der Wörter „Shit“ und „Fuck“ erkennen kann. Kaum ein Satz kommt ohne damit aus. Nach einer Stunde ist dann jedoch Schicht im Schacht, Zeit, sich den Staub aus den Klamotten zu klopfen (Ray)
Auf dem Weg über's Gelände komme ich auf der Suche nach was essbaren an der Wasteland Stage vorbei, wo die Franzosen HERRSCHAFT gerade ihren Industrial Metal zum Besten geben. Es ist recht wenig los und auch die Reaktionen halten sich eher in Grenzen. Schlecht ist die Mucke einerseits zwar nicht, aber andererseits auch nichts, was man nicht schon gehört hätte. Irgendwie scheinen die GoGo's der Wasteland Warriors, die zu den Klängen der Franzosen tanzen, für nicht wenige interessanter zu sein (Katarzyna).
Wieder zurück im Infield: um 19:15 Uhr steht dort DORO auf dem Programm. Die hat man zwar im Grunde schon oft genug gesehen, aber sie ist halt auch ein Garant für eine gute Show. Und diese Tradition wird heute sowas von fortgeführt! Schon der Einstieg mit „I Rule The Ruins“, „Burning The Witches“ und „Raise your Fist In The Air“ macht richtig Laune. Ganz toll auch das Sweet-Cover “Ballroom Blitz”, zu dem sich die Sweet-Recken Andy Scott und Peter Lincoln auf die Bühne gesellen. Sie sind übrigens nicht die einzigen Gäste an diesem Abend. Johan Hegg von Amon Amarth ist bei gleich drei Songs mit an Bord, der Metal-Chor Doom Birds, der heuer hier und dort auf dem W:O:A sein Unwesen treibt, verstärkt die Hymne „We Are The Metal Heads“ und den brandneuen Song „All For Metal“. Schließlich greift beim finalen Priest-Cover „Breaking The Law“ kein geringerer als Annihilator-Boss Jeff Waters in die Saiten. Wie gesagt – Doro ist Garant für eine gute Show… grundsätzlich und in Wacken erst recht! (Kai)
Kurze Verschnaufpause im Biergarten. Dort spielt gerade ASROCK und liefert wieder allseits bekannte Klassiker zwischen Thin Lizzy und AC/DC. Die richtige Beschallung für nebenher eben. Die Band hat ja auch schon letztes Jahr hier gespielt und man weiß, was man zu erwarten hat. (Kaska)
Eigentlich sollten nun die BÖMBERS auf der Biergarten Stage spielen, immerhin ist auch bereits alles soweit hergerichtet. Doch der Gig muss leider abgesagt werden, da es dem Sänger/Bassisten nicht gut geht und er sich gerade in ärztlicher Behandlung befindet. Gute Besserung! (Katarzyna).
Nun, ein Ersatz für den ausgefallenen Gig auf der Biergarten Stage ist schnell gefunden, immerhin zocken zur gleichen Zeit CLAWFINGER auf der Louder-Stage. Also „schnell“ dorthin, was sich als gar nicht mal so einfach darstellt, denn es ist mächtig was los vor der Bühne. Will man was hören, muss man sich auch so weit wie möglich in Richtung Bühne orientieren, sonst gerät man in die Soundüberschneidungen mit der Faster-Stage, wo zeitgleich Nightwish ihren Set abhalten. Sänger Zak Tell ist aufgrund des Andrangs vor der Bühne sichtlich begeistert und geht direkt nach „Don't Get Me Wrong“ aus Dankbarkeit auf die Knie. „Catch Me If You Can“ folgt und Zak lässt es sich nicht nehmen, singend eine Surfeinlage auf den Fans einzulegen. Das nenn ich mal Fannähe. Bei „Nothing Going On“ wird dann auch der nicht gerade kleine Pit auf der Videowall gezeigt, den man von den hinteren Reihen nicht unbedingt mitbekommt. Ein gelungener Gig, doch mein Weg treibt mich weiter, immerhin sind auch heuer nicht geringe Distanzen zu überwinden (Ray).
Das ganz große Kino bereiten im Anschluss NIGHTWISH als Headliner des heutigen Abends auf der Faster Stage. Was wir hier und heute erleben dürfen, kann man getrost als den perfekten Gig bezeichnen, denn da sitzt wirklich alles! Pyros, Lightshow, Sound – alles absolut beeindruckend. Insbesondere Frontfrau Floor Jansen scheint endgültig in ihre Rolle gefunden zu haben. Im hautengen Gewand ist die große Sängerin ohnehin ein Hingucker, was sie an diesem Abend stimmlich leistet, stellt die optische Erscheinung aber bei weitem in den Schatten. Ja, heute ist sie definitiv die bessere Tarja! Sie meistert alle Klassiker vom energetischen „Wish I Had An Angel“, über das zarte „Elan“ bis hin zum kommerziellen Hit „Nemo“ mit Bravour und beeindruckender stimmlicher Bandbreite. Im finalen Mammut-Track „Ghost Love Score“ schießen die Pyros dann noch einmal aus allen Rohren, während der gewaltige Sound für zehn Minuten lange Gänsehaut sorgt. Mein lieber Schwan, Nightwish haben heute Abend geliefert, aber sowas von! (Kai)
Wir bleiben gleich vor Ort und schwenken nach rechts zur Harder Stage. Hier formieren sich gerade die Fans von Old School Metal made in Germany. RUNNING WILD steht ab 22:30 Uhr auf dem Programm, um eine exklusive Show zu absolvieren. Dass das nach dem Superlativ von Nightwish ein wenig blass wirkt, ist zu erwarten. Denn rein showmäßig hat der Rock´n Rolf außer ein wenig Feuer nicht allzu viel zu bieten. Der Sound ist arg flach und leider ist auch die Setlist ein wenig unglücklich geraten – zu wenig der ganz großen Klassiker, von denen es ja mehr als genug gäbe und zu viel Material von aktuellen Album Rapid Foray. Freilich ist die Scheibe nicht übel, aber Junge – die Fans, die jetzt hier stehen, sind doch fast alle gut über 40 und wollen das Zeug aus den 80ern und 90ern hören. Bei Nummern wie „Bad To The Bone“, „Riding The Storm“ und “Blazon Stone” schlägt dann das Stimmungsbarometer deutlich aus. Auch „Port Royal“ – das gleichnamige Album feiert heuer seinen 30. Geburtstag – kommt sehr gut an. Aber wo sind beispielsweise allein die großen Klassiker von Branded And Exiled? Ja, da fehlt so einiges. Als kleine Entschädigung kann zwar „Under Jolly Roger“ herhalten, dafür fällt die Zugabe mit „Soulless“ und dem neuen „Stick To Your Guns“ wieder denkbar mager aus. Schade eigentlich, mit einer besseren Setlist hätte das ein richtig feines Konzert werden können. (Kai)
Im Bullhead City Circus angekommen, dauert es auch nicht lange bis LEE AARON ihr Set beginnt. Selbst mit der Gitarre in der Hand wird der Opener „Metal Queen“ mit einer derartigen Spielfreude durch die PA gedrückt, derer man sich nur schwer entziehen kann. Das nenn ich mal ehrlichen, erdigen Rock. Die Jahre scheinen (fast) spurlos an der Kanadierin vorbei gezogen zu sein, so gestaltet sich der Gig nicht nur zu einem Ohren- sondern auch zu einem Augenschmaus. Dabei hatte es die „Metal Queen“ nicht leicht, immerhin war ihr Flug gute 25 Stunden verspätet und sie ist quasi vom Flugzeug direkt auf die Wacken Bühne. Alle Achtung. Weiter geht’s mit „Diamond Baby“. Die Fans zeigen Lee Aaron, warum sie zurecht auf dieser Bühne steht und quittieren jeden Song mit ordentlichem Beifall. Dieses Set macht einfach Spaß (Ray).
Weiter geht’s mit Frauenpower, zum Abschluss des Tages vor der Wackinger Stage. Das Areal ist ziemlich voll besetzt, als ARKONA ihren Slot beginnen. Schon zum Intro wird klar, dass die Russen um Masha „Sream“ den Set nicht nur spielen, sondern vielmehr zelebrieren. Mit reichlich Nebel und Hall auf den Vocals werden die Shamanen-Trommeln angestimmt, ehe die musikalische Reise ihren Lauf nimmt. Leider gibt meine Tastatur bzw. mein Sprachgebrauch kein Kyrillisch her...muss es aber auch nicht, denn die Songs verfehlen ihre Wirkung nicht. Angefeuert von ständigen Masha-Rufen steigert sich Madame von Song zu Song, sofern das überhaupt möglich ist. Das volle Areal dankt es den Paganisten mit reichlich Beifall (Ray).
Auf dem Weg zurück zum Schlafgemach gibt es noch eine kleine Feuershow der WASTELAND WARRIORS bzw. zweier leicht bekleideter Damen zu bewundern, die sich nicht über mangelnden Zuspruch beschweren kann. Ein nettes Betthupferl (Ray).
Es ist wohl die Neugier, die mich um kurz nach Mitternacht noch vor die Louder Stage treibt. Dort soll nämlich Deutschlands Kultkomiker OTTO Walkes, der kürzlich seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, zusammen mit seiner Band, den FRIESENJUNGS, das W:O:A rocken. Warum nicht? In Flames, die nebenan auf der Faster Stage spielen, hat man hier ja eh schon mehrfach erleben können. Mit dieser Ansicht bin ich offenbar nicht allein, denn das Feld vor der Bühne ist brechend voll! Tatsächlich vergeht mir die Laune, als Herr Walkes in seinem gewohnten Hoppelgang mit angezogenen Armen zum Mikro hüpft und die Menge mit einem obligatorischen Jodler begrüßt. Der Mensch kann offenbar nicht ernst bleiben. So muss auch erst mal ein Witz ran, bevor es zur Musik kommt, bei der bekannte Rock- / Popsongs auf friesisch umgetextet werden. Viel verstehen kann man davon allerdings nicht, da In Flames mit brachialer Lautstärke den Otto-Gig regelrecht wegblasen. So stellen sich hier in der Menge schon im zweiten Song die „Lauter-Lauter-Lauter“-Chöre ein. Ich bin überzeugt, dass das Problem noch in den Griff bekommen wird und dass sich Otto nicht lumpen lässt und noch ganz ordentlich auf den Putz hauen wird. Aber irgendwie taugt mir das Ganze hier nicht wirklich. Also noch mal vorbei an IN FLAMES, zu „Cloud Connected“ kurz die Mähne gekreist und dann ganz allmählich in Richtung Exit marschiert. Das Basiscamp wartet nämlich schon. (Kai)
Samstag, 04.08.2018
Am letzten Festivaltag zeigt das Wetter dann tatsächlich etwas Erbarmen mit uns. Die Temperatur bleibt ein paar Grad niedriger, Wolken zeigen sich, spenden vorübergehenden Schatten und ein angenehmes Lüftchen weht. Kurz: die Motivation steigt deutlich an und die Heavyhardes-Crew macht sich schon zur Mittagszeit auf in Richtung Holy Wacken Land. (Kai)
Es ist zwar weiterhin ein Kampf gegen die Hitze, aber die Neugier siegt dann doch. Also mache ich mich auf zu den beiden Zeltbühnen. Im Inneren angekommen, liegen VICTIMS OF MADNESS gerade in den letzten Zügen ihrer Interpretationen von Metal Klassikern. Das Areal ist soweit gut besucht und die Stimmung schon mal gut für diese Uhrzeit. Die Band dankt es den Fans mit einem inflationären Verschenken von Drumsticks, die fast schon wie ein Pfeilhagel über die Köpfe niedergeht. (Ray)
Nicht nur mich treibt die Neugier an, der Fan-Strom ins Zelt nimmt kein Ende und so wird der Platz vor der Bühne schnell eng. Immerhin bekommt man auch nicht alle Tage eine All-Girl-Band aus Japan zu Gesicht. Die Damen von LOVEBITES lassen auch nicht lange auf sich warten und erst recht nicht lange bitten. "The Hammer Of Wrath“ bildet den Einstand und sofort ist das Stimmungsbarometer ganz oben. Dabei wirken die Damen sehr routiniert, von Anspannung scheint zumindest keine Rede zu sein. Hier wird seitens der Gitarrenfraktion gepost, als ob sie den ganzen Tag nichts anderes machen würden. Gut, das ein oder andere Lächeln können sich die Damen dann doch nicht ganz verkneifen, was angesichts des Fanzuspruchs aber auch kein Wunder ist. Sogar ein Pit ist zu verzeichnen. Mit dem hochmelodischem „Shadowmaker“, mit dem man sogar Dragonforce Konkurrenz machen könnte, ist dann die halbe Stunde Spielzeit auch viel zu schnell wieder vorbei. Ein mehr als gelungener Gig, einzig die Stimmlage von Asami (Vocals) war ab und zu etwas zu hoch. Sollte man(n) im Auge behalten (Ray).
Weiter geht es bei prügelnder Hitze und ohne Schatten zur Faster-Stage, wo BETONTOD ihre Punkrocksongs gerade zum Besten geben. Der Platz vor der Bühne ist sehr ordentlich gefüllt und die Fans gehen auch recht ordentlich mit.... Respekt, bei der Hitze. BETONTOD selbst wirken für meine Begriffe auf der großen Bühne etwas verloren und gefallen mir (meine bescheidene Meinung) auf kleineren Bühnen deutlich besser. Der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch und so werden Songs wir „ La Familia“, „Traum Von Freiheit“ oder "Hömmasammawommanomma“ ordentlich gefeiert, incl. Pit. Lediglich das obligatorische Mitsingspielchen bei „Glück Auf“ könnte etwas mehr mitgesungen werden. Dafür wird das Hinknien als Zeichen gegen Nazis von fast allen Anwesenden mitgemacht. Jetzt ist aber erstmal Schatten angesagt (Ray).
Wieder im Bullhead City Circus. Hier spielt um kurz nach eins ein Newcomer auf der Headbangers Stage, der zuletzt schon mächtig Staub aufgewirbelt hat. Die Holländer von THE CHARM THE FURY haben sich in erster Linie durch ihre energetischen Bühnenshows einen guten Namen in der Szene erarbeitet. Nicht zu Unrecht, wie man gleich feststellen darf! Der furiose und äußerst technische Mix aus Melodic Death, Hardcore und gelegentlichen Pop-Einsprengseln sprüht nur so vor Dynamik und Leidenschaft. Die halbe Miete im Erfolgsrezept des Fünfers ist jedoch Frontfrau Caroline Westendorp. Die Sängerin ist in ihrem sportlichen Outfit nicht nur Hingucker, sondern auch echtes Energiebündel und Brüllwürfel in Persona. Während sie unermüdlich über die Bühne wirbelt, kommt so ziemlich alles an Screams, Growls und Shouts aus diesem Mädel heraus, das man sich nur vorstellen kann. Den mehr als zahlreich anwesenden Fans taugt´s ohne Ende, was sich in einem Dauer-Moshpit durchs ganze Set hindurch äußert. Zur klasse Nummer „Songs Of Obscenity“ lässt sogar die Wall Of Death nicht lange warten, schließlich darf bei „Echoes“ mitgesungen werden. Ein beeindruckender Gig einer jungen Band, von der man hoffentlich noch viel zu hören und sehen bekommt. (Kai)
Kurz die Bühne gewechselt: auf der W:E:T Stage ist gleich im Anschluss ein echter Underdog und Ausnahmemusiker zu sehen, nämlich ERIK COHEN. Mit seinem eigenwilligen Mix aus Deutschrock, klassischem Hardrock, Metal, Wave und Punk in Kombination mit den unkonventionellen Texten geht der Kieler Musiker und Ex-Fronter der Hardcoreler von Smoke Blow völlig eigene Wege. Was jetzt kompliziert klingt, geht in Wirklichkeit aber runter wie Öl, wie gleich die beiden ersten Nummern vom aktuellen Dreher „Fährmann“ und „Fehmarn“ beweisen. Witzig: der sympathische Musiker verbringt während des gesamten Gigs keine fünf Minuten auf der Bühne, sondern springt permanent zwischen und auf den Boxen, auf dem Absperrgitter und im Fotograben herum. Näher könnte er den Fans dabei kaum kommen. Einen kleinen Jungen holt er sogar zu sich auf die Lautsprecherbox, setzt sich daneben, gibt ihm seine Sonnenbrille und lässt ihn mitten im Song mit ins Mikro kreischen. Was für eine Aktion! Zwischen den Songs immer wieder lustige Ansagen und kleine Anekdoten trotz maximaler Coolness. Wirklich schade, dass nur recht wenig Publikum diesen Gig miterlebt. Erik Cohen ist eben noch ein echter Geheimtipp, hat aber erstklassige Songs im Gepäck, wie neben „Omega Mann“ oder „Englische Wochen“ vor allem der Rausschmeißer „Chrom“ demonstriert. (Kai)
Nach kurzer Stärkung am Zelt geht es am späten Nachmittag in Richtung Infield. Die französische Band GOJIRA, die ab 17:00 Uhr die Faster Stage belärmt, wurde mir von einem Kumpel wärmstens empfohlen. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so richtig viel kann ich mit dem bizarren und experimentellen Groove Metal der Band dann tatsächlich nicht anfangen. Das mag vermutlich daran liegen, dass ich die Songs nicht kenne und daher beim ersten Anlauf hier in Wacken so meine Probleme mit dem Material habe. Andererseits ist vor der Bühne viel los, in der Menge herrscht aber vergleichsweise wenig Bewegung. Scheinbar geht´s anderen also doch ähnlich wie mir. (Kai)
Also wieder in Bewegung gesetzt und hinüber zur Louder Stage marschiert. Hier liegt der Stimmungspegel nämlich deutlich höher! Kein Wunder, denn wo DIE APOKALYPTISCHEN REITER einen Gig absolvieren ist im Grunde immer ordentlich was los. So auch jetzt zum Song „Reitermania“, zu dem in gewohnter Weise zwei Schlauchboote zu Wasser, also auf die Wogen der Fans, gelassen werden und ein Wettsurfen von der Bühne zum hinteren Publikumsrand und wieder zurück veranstaltet wird. „Auf Und Nieder“ – der nächste Song passt vom Titel her ganz gut zu diesem Spektakel. Und auch Nummern wie „Der Rote Reiter“ und der Klassiker „Friede Sei Mit Dir“ werden von den Fans ordentlich gefeiter. Ein Termin im Biergarten treibt mich dann voran. Schließlich kann eine kurze Pause vor dem Finale nicht schaden. (Kai)
Im Biergarten ziehen derweil die BLECHBLOS´N wieder ihre Show ab. Wieder ist das Publikum bestens gelaunt, einige bilden am Boden sitzend sogar eine Kette und albern herum. Eigentlich sind wir aber nicht wegen den Blechblos´n hier, sondern wegen dem Bier. Nein Quatsch. Die Norwegische Motörhead-Cover-Band BÖMBERS, bei der seit 1996 auch ein gewisser Olve Eikemo, besser bekannt als Abbath, tätig ist, wollten wir uns gestern schon ansehen. Nur sind sie kurzfristig wegen gesundheitlichen Problemen eines Bandmitglieds ausgefallen, wie bereits erwähnt. Auch ihren heutigen Termin im Biergarten kann die Band leider nicht wahrnehmen. Stattdessen steht nun ein Trio namens VOLTER im Programm. Die Band stammt aus Hannover, spielt stilistisch genau die gleiche Mucke, wie einst Motörhead, und hat von denen natürlich auch ein paar Cover im Programm. Das füllt zwar die hinterlassene Lücke, so richtig Stimmung will aber leider nicht aufkommen. (Katarzyna)
Gepflegten New York Hardcore gibt es auf der Headbanger Stage auf die Ohren. MADBALL bitten zum Tanz. Die Stimmung ist gut, auch wenn gefühlt kein Sauerstoffmolekül sich mehr vor die Bühnen verirrt hat. Aber egal, sowohl die Band als auch die Fans geben reichlich Gas. Ein schweißtreibender Gig (Ray).
Mein Weg führt mich erneut an der Wackinger Stage vorbei, wo eben METUSA mitten im Set sind. Zwar spielt die Band (fast) zur besten Zeit, doch das Areal vor der Bühne ist mehr als überschaubar „gefüllt“. Vielleicht liegt es daran, dass sich die meisten schon auf dem Weg zur Faster-Stage befinden, wo alsbald ARCH ENEMY spielen werden, vielleicht liegt es aber auch an der etwas unspektakulären Mischung aus Ska, Folk und Punk, die man in dieser Art schon mehrfach gesehen bzw. gehört hat. Das fallen mir spontan Fiddlers Green ein, die die gleiche Zielgruppe haben, nur das ganze souveräner auf die Bretter bringen. Die Band steckt das mangelnde Interesse jedoch gut weg und zockt ihren Set routiniert. (Ray)
Noch ehe der Mambo Kurt hier loslegt, fliehen wir quasi wieder zurück ins Infield und stehen rechtzeitig vor der Faster Stage, um den Auftritt von ARCH ENEMY nicht zu verpassen. Die Schwedischen Death-Metal-Stars liefern bei Sonnenuntergang dann auch ein Konzert der Superlative. Geboten werden ausschließlich die besten Hits ihrer zahlreichen Alben, an erster Stelle der brandneue Killer „The World Is Yours“, gefolgt von Granaten, wie „Ravenous“, „You Will Know My Name“, „Bloodstained Cross“ und und und. Neben der hervorragenden Instrumentalarbeit ist die Klasse des Konzerts einmal mehr der furiosen Frontfrau Alissa White-Gluz zu verdanken. Was die dort oben an Action abliefert, ist einfach sagenhaft. Zudem hat sie sich stimmlich nochmal weiter entwickelt und setzt zunehmend auf höhere Screams, die perfekt zu den Songs passen. Nach „We Will Rise“ dann eine kurze Pause und schließlich hält die Zugabe „Avalanche“, „Snowbound“ und das großartige „Nemesis“ für uns bereit. Ein richtig starker Gig, der definitiv in Erinnerung bleiben wird. (Katarzyna)
Noch einmal zum Abschluss treibt es mich vor die Wackinger Stage, diesmal zu den Ungarn DALRIADA. Der Soundcheck wird noch von der Band selbst durchgeführt, ehe es mit "Thury György Balladája 2. rész“ dann endlich in den Set losgeht. Das Areal ist gut gefüllt, was zeigt, dass die ungarische Metalszene durchaus im Fokus der Fans ist. Die Band hat sichtlich Spaß an ihrem Gig und auch die Fans gehen gut mit. "Napom, fényes napom", "Áldás" sowie "Komámasszon" folgen, ehe mit "Búsirató" dann schon der letzte Song des Sets auf dem Plan steht. DALRIADA zeigen, dass Ungarn mehr als nur Ektomorf zu bieten hat. Danke dafür (Ray).
Um 21:30 Uhr steht die für uns letzte Band des diesjährigen W:O:A auf dem Programm. Mit einer Spielzeit von zweieinhalb Stunden sind HELLOWEEN Headliner des heutigen Abends und warten als solche auch mit einer ganz besonderen Show auf. Unter dem Banner „Pumpkins United“ stehen heute die ehemaligen Kürbisköppe Sänger Michael Kiske und Gitarrist Kai Hansen neben dem aktuellen Line-Up auf der Bühne und absolvieren bei beeindruckender Lightshow und aufwändig programmierten Sequenzen auf der Video-Wall ein Best-Of-Programm, das sich gewaschen hat. Auftakt bildet das fast viertelstündige Epos „Helloween“ und sorgt mit seinem fetten Sound aus drei Gitarren und dem Wechselgesang von Kiske und Deris nicht nur einmal für Gänsehaut. Knüppeldick geht’s weiter mit den Hits „Dr. Stein“, „I´m Alive „ und „Are You Metal“. Dazwischen immer wieder das obligatorische Geplauder der Musiker untereinander und mit dem Publikum. Irgendwie muss man die zweieinhalb Stunden ja auch voll kriegen, nicht wahr? Drum gibt´s am Ende nach „How Many Tears“ auch nicht nur eine, sondern gleich zwei Zugaben, die dann aber zeitlose Metal-Klassiker wie „Eagle Fly Free“, „Future World“ und „I Want Out“ auffahren. Letzteres wird dank instrumentalem Zwischenpart ordentlich gedehnt und zum letzten Refrain von einem amtlichen, den Wackenhimmel erleuchtenden Feuerwerk begleitet. (Kai)
Für die uns endet mit diesem Gig das heurige Programm, wenngleich der Gig von Dimmu Borgir mit Sicherheit auch noch sehenswert gewesen wäre. Aber wie gewohnt geht es morgen wieder verdammt früh auf die Rückreise, um nicht in irgendwelchen Staus stecken zu bleiben. Schön war´s wieder, das W:O:A, trotz der Bullenhitze. Das buchstäbliche Schlammassel der letzten drei Jahre hat mit Sicherheit niemand vermisst. Um zuletzt noch auf die eingangs erwähnten Unkenrufer zurückzukommen: die werden wohl verstummen. Denn schon am vierten Tag nach Beginn des Ticketverkaufs ist die letzte Karte über den Tresen gegangen. Woran´s wohl liegen mag? Zumindest die bislang bestätigten Bands (Sabaton, Powerwolf, Parkway Drive, Rose Tattoo und ein paar weitere) dürften daran keinen Anteil haben. Möglich, dass es damit zusammenhängt, dass das W:O:A kommendes Jahr seinen 30. Geburtstag feiert und alle eine richtig große Überraschung erwarten. Bis die – vermutlich so um die Weihnachtszeit – enthüllt wird, müssen wir uns aber noch etwas gedulden… (Kai)