Köööön!! oder Elementargewalten, musikalische Glanzlichter und Tradition: so war das Wacken Open Air 2016

Es ist eine Ansetzung, die mittlerweile ihren Weg in die Kulturkanäle des Fernsehens und in die intellektuelle Presse gefunden hat: wenn das beschauliche Wacken alljährlich von zehntausenden Schwarzkitteln gestürmt wird, hält die Welt den Atem an und schaut per Stream oder Bildbericht zu, wenn sich die Größen der Metalwelt auf dem Acker die Klinke in die Hand geben. Am Start dieses Mal: unter anderem die beste Band der Welt. Wohl dem also, der vor Ort mit dabei sein konnte...oder? Denn auch in diesem Jahr hieß es wieder nicht zu Unrecht: rain or shine!

Mittwoch, 03.08.2016

Es werden schon einige nicht gerade schöne Erinnerungen wach, als die Crew unserer Schwesterpostille www.heavyhardes.de - bestehend aus Ray, Dagger und Katarzyna, die sich freundlicherweise in Personalunion auch als Auslandskorrespondenten-Team für kuehleszeug.de verdungen haben und nun den Endspurt ihrer langen Reise von Bayern nach Schleswig-Holstein antreten. Und damit übergeben wir an die fleißigen Berichterstatter...

Den Elbtunnel haben wir gut passiert und befinden uns nun auf der A23 in Richtung Wacken...und es regnet. Und regnet. Und regnet....

Da gehen einem zwangsläufig Bilder aus dem letzten Jahr durch den Kopf, als das gesamte Festivalgelände inklusive der Zeltplätze regelrecht abgesoffen ist. Und wieder fragt man sich, was einen erwarten wird. Als wir gegen 15:00 Uhr auf unserem Zeltplatz eintreffen, legt der Regen freundlicherweise eine kurze Verschnaufpause ein, die wir dankend annehmen, um unsere Zelte aufzubauen. Doch dann fällt weiteres Nass vom Himmel, weswegen einem quasi gar nichts anderes übrig bleibt, als die mitgebrachten Bierbestände zu dezimieren. Behilflich ist uns dabei eine Gruppe trinkfester Dänen (lügen bekanntlich nie) aus direkter Nachbarschaft, die sich mit unter unseren Pavillon gesellen und eine lange Reihe landesüblicher Spirituosen und Liköre zur Verkostung bereitstellen. Um Haaresbreite hätte das Gelage unseren ersten Gang aufs Festivalgelände vereitelt. Aber schließlich kriegen wir die Kurve und begeben uns gegen 18:00 Uhr mit dem Shuttle in Richtung Wacken Center. Es ist zwar ziemlich kalt, aber der Himmel hat seine Schleusen mittlerweile geschlossen.

Wie in jedem Jahr haben die Organisatoren auch 2016 wieder ein wenig an der Konstellation Ihres Festivalgeländes gearbeitet. So wurde beispielsweise der Biergarten verschoben und liegt nun gegenüber der Party Stage. An sich bleibt aber doch alles beim Alten. Im Infield findet man die drei großen Bühnen (Black Stage, True Metal Stage, Party Stage), dann eine im Biergarten (Beer Garden Stage), zwei im Wackinger Village (Wackinger Stage und Wasteland Stage) und nochmals zwei im großen Zelt namens Bullhead City Circus neben der Wacken Plaza (W.E.T Stage und Headbanger´s Stage).

Lemmy und unsere Gastredakteure

Leider wirft der weltweite und gerade in den letzten Wochen wieder stark in den Medien präsente Terror 2016 auch seinen Schatten auf das Wacken Open Air. Das Führen von Handtaschen und Rucksäcken ist im Holy Wacken Land, also im Bereich der Veranstaltungen, untersagt. Selbst als Fotograf muss man sein Equipment in schicke, unauffällige neongelbe Sicherheitstaschen verpacken. Sicherheitskontrollen gibt es bei den Eingängen zum Infield und ebenso bei den Zugängen zum Wackinger Village und zur Wacken Plaza. Man muss also wieder ein wenig mehr Zeit einplanen - dem Spaß sollen diese Sicherheitsvorkehrungen an den folgenden Tagen aber nicht im Wege stehen.

Als wir schließlich den Biergarten erreichen, begrüßt uns eine überlebensgroße Statue von Lemmy als Erinnerung an die im letzten Dezember verstorbene Kultfigur. Gleich daneben steht die Rainbow-Bar, quasi als Link zum Lieblingsort des Musikers am Sunset Strip. Auf der Beergarden Stage philosophiert gerade der dickbäuchige Bembers, ein oberfränkischer Comedian und Rockmusiker, in gewohnt brachialem Franken-Slang über vierlagiges Klopapier und Drogendealer aus Breitengrüßbach. Ob er damit im hohen Norden den gleichen Zuspruch ernten kann, wie in der Heimat sei mal in Frage gestellt. Dank seiner Internet-Videos eilt ihm sein Ruf aber sicherlich bis in den hohen Norden voraus. (Dagger)

Währenddessen treibe ich (Ray) mich im Wackinger Village herum, wo parallel die Barden von Vogelfrey in schöner Regelmäßigkeit (alle zwei Jahre) die Bretter der Wackinger-Stage entern. War es in den letzten Jahren Mittwochs hier im Areal noch brechend voll, kann man heute noch relativ bequem von A nach B kommen. Vogelfrey kann man hier jedoch keinen Vorwurf machen, denn die Band gibt alles und macht – wie immer - Laune. Vielleicht liegt es auch am bereits vorhandenen Matsch oder aber auch am zur Abwechslung wieder maleinsetzenden Regen, dass nicht allzu viel Bewegung vor der Bühne auszumachen ist. Songs wie „Hörner Hoch“ oder „Tandaradei!“ sorgen hier und da schon für gute Laune. Der Band macht der Auftritt jedenfalls sichtlich Spaß, und so soll es doch auch sein. Es ist ja auch nicht das letzte Mal, dass wir Vogelfrey an diesem Wochenende sehen werden. (Ray)

Nachdem es dieses Wochenende voraussichtlich noch genug Regen geben wird, zieht es mich erstmal ins Trockene zu den Zeltbühnen. Hier steht als nächstes Henry Rollins mit seinen spoken Words auf dem Programm, und nachdem ich mir so etwas in meinen bisherigen 15 Wacken-Jahren noch nicht gegeben habe, ist es nun also an der Zeit. Unter lautem Beifall betritt er die Bühne und legt gleich auch los. Über seine Kindheit, Motörhead, seine Mutter und den Tod seines Vaters führen seine Ausführungen, die jedoch schnell ins Langweilige überführen. Entsprechend gibt es auch nach den ersten Minuten die ersten Pfiffe. Auch ich habe mir das hier spannender vorgestellt und ziehe dann doch den Regen vor. (Ray)

WOA Firefighters

Kaum hat die Ulknudel die Bühne verlassen, wird es richtig voll im Biergarten. Von überall her strömen die Metalhead nun hierher, denn es ist an der Zeit für die W:O:A Firefighters, also die Wackener Feuerwehrkapelle, mit zünftiger Blasmusik den Biergarten zum Beben zu bringen. In diesem Augenblick so richtig die Sau raus zu lassen, zählt für viele Besucher schon seit Jahren zum guten Ton. Und irgendwie gehören die Firefigter zum Festival ebenso wie der Schlamm, der sich trotz des Regens bislang noch in Grenzen hält. Zum Glück!

Ein paar Trinklieder und „Lemmies“, also Whisky Cola, später verschlägt es uns dann noch zur Wackinger Stage, wo wir um 20:15 Uhr einen ersten Blick auf die Red Hot Chilli Pipers werfen. Die die Truppe aus Schottland jagt wie gewohnt manch einen Rock-Klassiker durch ihre Dudelsäcke und sorgt für gute Stimmung vor der Bühne. Sie haben das Privileg, an jedem der vier Tage hier auftreten zu dürfen. Auch wir kommen später noch einmal auf sie zurück. (Dagger)

Donnerstag, 04.08.2016

Der Trojanische Hirsch

Den Donnerstag lassen wir wie gewohnt eher ruhig angehen. Das Programm im Infield beginnt erst kurz vor 15:00 Uhr, das Wetter hält (noch), und man nutzt die Zeit, um durch den Metal-Markt zu schlendern. Aus dem Infield, wohin wir nachher noch wollen, grüßt eine Art riesig großer trojanischer Hirsch. Soll heißen: eine Holzkonstruktion in Hirschformat, die man über den Allerwertesten begehen kann und in deren Innenraum sich auf zwei Etagen (!) Räume für den Alkoholausschank befinden. Tolle Sache! Und ein echter Hingucker!

Skyline

Wie üblich läutet um 14:45 Uhr die Band Skyline, die schon beim ersten Wacken Open Air 1990 zu sehen war, das Geschehen auf der Black Stage im Infield ein. Dazu werden große Rock- und Metalklassiker aus den vergangenen Jahrzehnten zum Besten gegeben, um die Festivalbesucher auf die kommenden Tage einzustimmen. Dieses Mal donnern u.a. Rainbow, Queenryche, Ozzy Osbourne, Quiet Riot und am Ende sogar Rage Against The Machine durch die Membranen, während riesige Wacken-Luftbälle über die Köpfe der Fans hinweg tanzen. Das alles ist längst ritualisiert, macht aber immer wieder Spaß. Auf Gastauftritte bekannter Musiker hat die Band dieses Jahr aber verzichtet und auch für eine eigene Wackenhymne, wie sie in der Vergangenheit von Tom Angelripper, Chris Boltendahl oder Doro vorgetragen wurde, hat es 2016 nicht gereicht. (Dagger)

Wir bleiben gleich vor der Black Stage, wo sich nun eine Metal-Institution die Ehre gibt, die mit dem W:O:A so untrennbar verbunden ist, wie kaum eine andere. Die Rede ist natürlich von Saxon. Die Briten um ihren weißmähnigen Frontmann Biff Byford eröffnen um 16:00 Uhr mit dem Titeltrack ihres aktuellen Langspielers „Battering Ram“ und demonstrieren, dass man auch in fortgeschrittenem Alter noch so richtig auf den Putz hauen kann. Was nun folgt, ist ein langer Reigen an altehrwürdigen Klassikern, die man an dieser Stelle nun wirklich nicht mehr im Einzelnen vorzustellen braucht. Für eine positive Überraschung im Programm sorgt „Dogs Of War“, und „The Eagle Has Landed“ garantiert ein weiteres Mal für Gänsehaut. Ob wir nun „747 - Strangers In The Night“ oder „The Bands Played On“ hören möchten, das wird dem Applauspegel des Publikums überlassen. Das Rennen macht „747“ und bis zum Schluss bleibt es bei den Klassikern aus den glorreichen 1980er Jahren. Dass im gesamten Set nur zwei Songs aus den letzten neun Studioalben („Sacrifice“ und eben „Battering Ram“) einen Platz gefunden haben, ist allerdings schon schade. (Dagger)

Währenddessen bin ich auf Futtersuche im Wackinger Village und werde fündig bei einem Black Metal Burger, der stilecht im schwarzen Brötchen serviert wird. Sehr lecker! Beim Verzehr zieht es mich erneut vor die gut besuchte Wackinger Stage, auf der noch einmal Vogelfrey zu sehen sind. Auch heute heißt es „Hörner Hoch“, ehe der „Knochenchor“ angestimmt wird, der sich in bester Rammstein-Manier in die Gehörgänge hämmert. Beim folgenden Lindwurm-Massaker kommt auch Heinrich der Schlächter zum Einsatz. Schade nur, dass man lediglich direkt vor der Bühne den Sound noch mitbekommt, etwas weiter weg wird der Sound von den auf der Black Stage auftretenden Saxon komplett überlagert. (Ray)

Wir schwenken hinüber zur Headbangers Stage im Bullhead City Circus, wo eine der vielleicht interessantesten Newcomer Bands in Sachen Hard- und Glamrock ihren Gig absolviert. Die Rede ist von den The Dead Daisies, hinter denen sich jedoch Musiker verbergen, die alles andere als neu in der Szene sind. Angeführt wird das bunte Kollektiv nämlich von Sänger John Corabi, der zeitweise Vince Neil bei Mötley Crüe ersetzen durfte und auch einige Jahre bei Ratt in die Saiten griff. Für das heutige Konzert unterstützen ihn die erfahrenen Musiker David Lowy und Doug Aldrich (Whitesnake, Dio), Marco Mendoza (Whitesnake, Thin Lizzy) und schließlich Brian Tizzy (Ozzy Osbourne, Foreigner). Dass bei solch einer Besetzung kein Auge trocken bleibt, lässt sich erahnen und tatsächlich wird die Band von ihren Fans frenetisch gefeiert. Da schmeißt ein junger Hupfer sogar seine Unterhose auf die Bühne und drei angetrunkene Typen führen zu „Long Way To Go“ einen regelrechten Freudentanz auf. Mit dem flott gezockten CCR-Cover „Fortunate Son“ und dem Beatles Klassiker „Helter Skelter“ (auch schon bei der Crüe beliebt) als Finale hat die All-Star-Truppe ein Set gestrickt, das sich gewaschen hat. So transportiert man den Glam der 1980er ins neue Jahrtausend! (Dagger)

Gleich im Anschluss geht es nebenan auf der W:E:T Stage weiter mit den Frankfurter Serum 114, die gleich im doppelten Sinn ein Feuerwerk entfachen. Wie gewohnt kommt Esche (Gitarre, Gesang) mit Bengalos in der Hand auf die Bühne, dann geht auch schon die Sause los. Von der ersten Sekunde an gibt es kein Halten mehr, die Menge vor der Bühne geht zu Songs wie „Kopfüber Ins Nichts“, „Du Bist Zu Fett“ oder „Illegale Fans“ steil. Schnell wird auch klar, dass die 30 Minuten Spielzeit ein viel zu enges Korsett für die Jungs darstellen, um das volle Zelt vollends bedienen zu können. Den gewohnten Sprung ins Publikum lässt sich Esche aber dennoch nicht nehmen und so singt er surfend weiter. Dieser Gig macht einfach Laune und beinahe hätte ich meine Kamera in die Ecke gepfeffert, um mich dem Moshpit anzuschließen, der vor der Bühne tobt. Aber die Vernunft siegt dann doch über den Willen und mit „Die Stadt, Die Wir Lieben“ verabschieden sich Serum 114 VIEL (!!!) zu früh wieder. Leider ist aufgrund der strengen Taktung auch keine Zugabe mehr möglich, nach der die Meute verlangt. (Ray)

Der Donnerstag läuft ja auch in diesem Jahr wieder unter dem Motto „A Night To Remember“, weswegen vor dem großen Abendfinale mit Iron Maiden noch zwei weitere Großkaliber auf dem Plan stehen. Um 17:45 Uhr entern mit Foreigner eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten die Black Stage und zeigen, dass Radiohits der Marke „Cold As Ice“, „Urgent“ oder „Juke Box Hero“ live auf einer gewaltigen Bühne auch durchaus dicke Eier haben können. Gut, der Schmachtfetzen „I Want To Know What Love Is“ darf im Set auch nicht fehlen, dennoch haben ein stimmlich über alle Zweifel erhabener Kelly Hansen und seine Mitstreiter die Metal-affine Audienz gut im Griff und ernten die verdienten Lorbeeren. (Dagger)

Für mich geht es bei den beiden Zeltbühnen wahrlich Schlag auf Schlag. Eben noch beim melodischen Punk-Rock der Frankfurter, nun zerlegen Vader mal eben gepflegt die Headbanger Stage. Ohne lange Umschweife geht es auch schon hinein in den Set vor vollem Haus. Kein Wunder, können die Polen doch auf eine langjährige Gefolgschaft ihrer Anhänger zurückgreifen. Der Pit vor der Bühne ist von der ersten Sekunde an am Brodeln, und schon bald werden Sprechchöre nach der Wall Of Death laut, die auch kurzerhand selbst von den Fans initiiert wird. Aber alles „gesittet“, so wie es sein muss. Derweil dirigiert Peter (Gitarre, Vocals) das Geschehen von oben und feuert seine Salven in Form von „Come And See My Sacrifice“, „Reborn In Flames“ oder „Triumph Of Death“ durch die PA. Zwischen den Songs dankt das Auditorium mit Vader-Sprechchören, die auch am alten Hasen Peter nicht einfach so abprallen. So verspricht er auch in Bälde ein neues Album, voraussichtlich sogar noch diesen Herbst / Winter. Mit "Helleluyah (God Is Dead)" verabschieden sich Vader eindrucksvoll und hinterlassen eine schwitzende Meute - schade nur, dass es „Hexenkessel“ nicht in die Setlist geschafft hat. (Ray)

Bevor es zum nächsten Seitenwechsel wieder zurück zur W:E:T Stage geht, muss der Flüssigkeitshaushalt in Form einer Hopfenkaltschale reguliert werden. Dabei fallen mir zwei nicht mehr ganz nüchterne Gestalten auf, bei denen es sich um Kumpels handelt. Beide bestellen getrennt voneinander jeweils zwei Bier (also für sich und den Kumpel) und standen sich dann völlig überrascht mit insgesamt 4 Bier gegenüber. Nachdem der ernstgemeinte Versuch, aus beiden Bechern gleichzeitig trinken zu wollen, kläglich scheiterte, entscheiden sich beide, den jeweils überzähligen Becher mal eben zu verschenken. Nacheinander trinken kommt ja auch nicht in Frage....

Nach Death Metal kommt nun also die Black Metal Breitseite. True Norwegian Black Metal mit Tsjuder steht auf dem Programm, die ihr neues Album "Antiliv" im Gepäck haben. Sofort sticht einem Saitenhexer Draugluin ins Auge, der mit bestem Kerry King Nietenarmband die Bühne betritt. Das Zelt ist nunmehr halbvoll, als das Trio losdeibelt, der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch, denn jeder Song wird mit reichlich Beifall belohnt. Vom neuen Album gibt es dann auch gleich „Demonix Supremacy“ um die Lauscher gehauen. Die Norweger sind für Blackies auch viel auf der Bühne unterwegs und sorgen so auch für Bewegung vor der Bühne. Beeindruckend ist vor allem Schlagzeuger AntiChristian, der sich mehr als souverän und mit einer Leichtigkeit durch die Songs prügelt, als würde er sonst den lieben langen Tag nix anderes machen. Die Bühne ist meist in rotes Licht getaucht, was die Atmosphäre der Songs noch zusätzlich unterstreicht. Mit den standesgemäßen Worten „See You In Hell“ verabschieden sich die Norweger vom diesjährigen W:O:A. (Ray)

Bevor es auch für mich heißt „husch-husch“ ab zu Iron Maiden, entern die Extrem-Deather Immolation zum ersten Mal in ihrer Laufbahn eine Wacken-Bühne. Das Feld vor der Headbanger Stage ist bereits merklich ausgedünnt (die meisten wollen wohl doch Maiden sehen), als die ersten Takte durch die PA gepresst werden. Somit wäre zwar reichlich Platz vorhanden, aber viel Bewegung ist vor der Bühne nicht zu sehen. Dabei haben die Amis mit „Despondent Souls“ einen Leckerbissen vom ersten Album im Gepäck, der immerhin schon 25 Lenze auf dem Buckel hat. Bevor es aber für mich gar kein Durchkommen mehr auf dem Infield gibt, muss ich mich auf den Weg machen und Immolation allein weiter knüppeln lassen. (Ray)

Mit David Coverdale betritt um 19:45 Uhr das nächste Hardrock-Urgestein die Black Stage. Der Mann, der mit Deep Purple Musikgeschichte schreiben durfte, hat heute seine Band Whitesnake mit dabei, und gemeinsam wollen auch sie all den Headbangern da draußen eine Kostprobe ihres deftig inszenierten Classic Rock (wie man so schön sagt) servieren. Dazu hat man sich mit „Bad Boys“ gleich einen richtig knackigen Opener ausgewählt. Auch hier will man auf Balladen, wie „Love Ain´t No Stranger“ und „Is This Love“, nicht ganz verzichten. Zum Glück ist Coverdales Stimme mit den Jahren etwas krächzend geworden, so dass besagte Nummern am Ende nicht ganz so schmalzig wirken wie damals auf Vinyl. Schließlich schallt mit „Here I Go Again“ nach dem Hitfeuerwerk von Foreigner ein weiterer unsterblicher Klassiker der Rockgeschichte über die Wiesen und Felder von Wackern, ehe Whitesnake mit „Still Of The Night“ ihrem Gig ein starkes Ende setzen. (Dagger)

Eddy !!!

Bereits eine Stunde vor Beginn der Show von Iron Maiden muss man sich seinen Weg durch die Massen bahnen. Aber auf Höhe des Mischturms ist dann auch für mich Schluss, näher kommt man an diesem Tag nicht ohne gaaaaaaaaaaanz viel Körperkontakt an die True Stage heran. So heißt es erstmal abwarten und sich die Beine in den Bauch stehen. Dann ist es jedoch endlich soweit: die bekannte UFO-Nummer „Doctor Doctor“ schallt als überlanges Intro durch das weite Rund, ehe die ersten Takte von „If Eternity Should Fail“ vom aktuellen Langeisen The Book Of Souls erklingen. Über diese Band braucht man keine großen Worte mehr verlieren (stimmt, das hat ein wie immer berauschter Holgi ja schon anlässlich des Rockavaria-Auftritts hier erledigt). Captain Bruce und seine Mannen haben Wacken erneut vom Anfang an im Griff und schicken eine Mischung aus alten Klassikern (u.a. „The Trooper“; „Powerslave“) und neuen Songs (u.a. „Tears Of A Clown“, „Speed Of Light“) durch die PA. Die Show unterscheidet sich im Grunde auch kaum von der auf dem diesjährigen Rockavaria in unserer geliebten Landeshauptstadt. Es stellt sich hier für mich jedoch die Frage: waren die Aussetzer bei den hohen Screams von Bruce technisch bedingt oder, man mag es ja im Grunde kaum aussprechen, hat Mr. Air Raid Siren zwischenzeitlich doch Probleme damit?

Nun, auch auf dem W:O:A kommen die hohen Screams kaum rüber, soviel sei festgehalten. Den Rest überlasse ich der Fantasie des geneigten Fans (Anmerkung Holgi: ich habe das Ganze natürlich im Livestream verfolgt und fand den Gesang sehr ordentlich. Natürlich). Kurz nach Beginn des Sets öffnet Petrus dann aber auch wieder seine Schleusen, diesmal nicht spärlich, sondern sperrangelweit. Aber an flüchten mag hier keiner denken, zu rar sind die Auftritte der Briten gesäht. Und zudem handelt es sich um den letzten Gig der 72 (oder waren es 76?) Ansetzungen umfassenden World-Tour, die ja streckenweise mit der Ed Force One absolviert wurde. Dementsprechend erscheint Bruce bei "Death Or Glory" auch mal mit Affenmaske und verteilt lustig Bananen unters Volk. Eddies Auftritt darf natürlich auch nicht fehlen, der sich auch mal gepflegt am Sack kratzen darf.

Dem aktuellen Weltgeschehen können sich auch Iron Maiden nicht verschließen, und Bruce hat auch hier passende Worte am Start, gefolgt vom Titelsong der aktuellen Langrille. Und auch wenn man es schon hunderte Male gehört hat, „Fear Of The Dark“ aus tausenden Kehlen gesungen zaubert einem immer noch eine Ganzkörpergänsehaut. Ganz großes Kino. Bruce stellt dann gegen Ende des Sets noch weitere Gigs im nächsten Jahr in Deutschland in Aussicht und er verspricht (aufgrund der Wetterlage), dass diese dann auch über ein Dach verfügen werden. Das obligatorische „Iron Maiden“ inklusive überdimensionalem Eddie hintern Drumkit beschließt dann auch den regulären Teil des Sets, ehe die durchaus bekannten Worte "Woe to you, oh Earth and Sea, for the Devil sends the beast with wrath.....“ den Zugabenteil einläuten. Es folgt „Blood Brothers“, ehe „Wasted Years“ dann das Ende markiert. Ein grandioser Gig auf der Night to remember, auch wenn „Run To The Hills“ schmerzlich vermisst wurde. (Ray)

Wir kehren an diesem Abend noch ein letztes Mal zur Black Stage zurück. Dort heißt es nun Abschied nehmen von einer der größten Ikonen, die der Heavy Metal jemals hervorgebracht hat. Über die Videoleinwände läuft ein kurzer Film, der die Geschichte der Band Motörhead und ihres Frontmanns Lemmy Kilmister, der am 28. Dezember des letzten Jahres verstorben ist, beleuchtet. Zeitgleich fliegt über der Bühne ein letztes Mal der Bomber, jene legendäre Beleuchtungsanlage in Form eines Kampfbombers, die Motörhead bei ausgesuchten Konzerten mit dabei hatten. Nachdem Motörhead als Band für das diesjährige W:O:A schon bestätigt waren, wundert es nicht, dass im Anschluss an den Film die beiden hinterbliebenen Weggefährten Mikkey Dee und Phil Campbell die Bühne betreten und sich bei den Fans für ihre Loyalität und Unterstützung all die Jahre hindurch bedanken. Vermutlich ganz im Sinne von Lemmy wird der Abschied nicht sonderlich sentimental inszeniert. Am Ende stoßen noch der Bandmanager und ein Teil der Crew dazu und sagen Lebewohl. Mit Lemmy endet auch die Band Motörhead, die (ähnlich wie Saxon) über viele Jahre hinweg ein wichtiger Bestandteil des W:O:A war. Die Erinnerung aber bleibt: das waren Motörhead - und sie spielten…Rock'n'Roll! (Dagger)

 

Freitag, 05.08.2016

Nach dem Regen, der uns gestern bei Iron Maiden überrascht hatte, fällt der Gang durchs Infield heute Mittag schon ganz schön schwer. Der berühmt-berüchtigte Wackenschlamm, der sich sicherlich noch nicht in seiner vollen Pracht gebildet hat, entwickelt bereits jetzt eine beachtliche Saugkraft, der manch eine Schuhsohle zum Opfer fällt. Ich muss zugeben, dass mich Orden Ogan schon sehr gereizt hätten, aber 11:00 Uhr war mir einfach zu früh. Da hätte man ja um Zehn schon aufbrechen und auf den Shuttle-Service vom abgelegenen Presse-Zeltplatz zum Festivalgelände warten müssen.

Nun stehe ich mit etwas Verspätung schließlich vor der Party Stage, um mir Beyond The Black anzusehen. Wie in den letzten Jahren muss man sich schon eng in den Soundkegel der Bühne drängen, denn nebenan auf der Black Stage wüten gerade Legion Of The Damned mit einer brachialen Lautstärke, die einen jeden Ton der Party Stage verschlingt, sobald man sich nur einen Tick weit von dort entfernt hat. Zum Brutalo Death-Thrash der Holländer wirkt der Symphonic Metal von Beyond The Black geradezu harmlos, die Combo um Sängerin Jennifer Haben hat aber dennoch eine stolze Audienz vor die Bühne gelockt, schließlich gelten Beyond The Black zu den großen Hoffnungsträgern in Sachen Female Fronted Metal aus deutschen Landen. Das wundert nicht weiter, wenn man erstsahnige Hits wie „In The Shadows“, „Written In Blood“ oder „Lost In Forever“ zu hören bekommt. Auch an den großen Led-Zeppelin-Klassiker „Whole Lotta Love“ wagt sich die vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Sängerin heran und sorgt für Gänsehaut, wenn sie kurz darauf hinterm Keyboard platznimmt und Motörheads Pianoballade „Love Me Forever“ in ein neues Licht rückt. Ein starker Gig und historisch vermutlich auch. Denn was man so hört, soll das gesamte Line-Up der Band um Jennifer Haben komplett ausgetauscht werden. (Dagger)

Dank der neuen Festivalorganisation ist der Biergarten gar nicht weit entfernt von der Party Stage, und genau dorthin geht es nun. Erstens, um sich einen kühlen „Lemmy“ in der Rainbow-Bar zu genehmigen, und zweitens um einen Blick auf die Beer Garden Stage zu werfen, wo The O'Reillys And The Paddyhats ordentlich für Stimmung sorgen. Mein lieber Scholli! Die sieben sympathischen Multi-Instrumentalisten kommen zwar aus Grevelsberg, ihr Herz schlägt aber definitiv für die grünen Wiesen, die Küsten und den Whiskey Irlands. Mit ihrem rasanten Irish Folk Punk haben sie die Biergarten-Audienz mir nichts, dir nichts im Griff, was wohl auch daran liegt, dass neben den fetzigen Eigenkomposition auch manch altgedienter Traditional der Marke „Whiskey In The Jar“ oder „The Wild Rover“ einen Weg ins Set der wilden Truppe gefunden hat. Neben den ständigen Blödeleien des beleibten Co-Sängers und Waschbrettspielers Jan McFlannigan sorgen die Einlagen eines irischen Volkstänzers für optische Unterstützung. Die W:O:A-Organisatoren wussten schon, warum sie die O'Reillys And The Paddyhats für gleich drei Nachmittage engagiert haben. Diese Band gilt es nämlich definitiv im Auge zu behalten! (Dagger) 

Nach der lustigen Sause im Biergarten zieht es mich vor die Party Stage, auf der die Bajuwaren Equilibrium ihren Set mit „Ankunft“ und „Was lange währt“ beginnen. Das Areal vor der Bühne ist mehr als voll, weist jedoch angesichts der Bodenbeschaffenheit manche Lücke auf.... nicht jeder will unbedingt freiwillig im tiefen Schlamm stecken bleiben. Der Sound ist, wie bereits von Dagger beschrieben, nur in einem engen Korridor gut zu genießen, und den gilt es erst mal zu finden. Derweil fordert Sänger Robse die Menge auf, die sich vor der Bühne langweilende Security etwas mehr zu beschäftigen, quasi der Kataklysm-Security-Stress-Test, nur halt auf deutsch. Dieser Bitte folgen einige Surfer, aber von einer Auslastung der Security kann keine Rede sein. Mit „Born To Be Epic“ kredenzen die Jungs auch einen neuen Song, der ordentlich reinläuft. Im Grunde ein solider Gig, wenn nicht ein kleiner Wehrmutstropfen bleiben würde: irgendwie macht Meister Robse einen etwas wenig enthusiastischen Eindruck auf mich, was vor allem zwischen den Songs zum Ausdruck kommt. Da ich zwischenzeitlich besagten Soundkorridor immer noch nicht gefunden habe und bei meinem Standort überwiegend Entombed A.D. von der Black Stage herüber schallen, mache ich mich auch mal dorthin auf. (Ray)

Als ich dann endlich auch mal vor der Black Stage ankomme, liegen Entombed A.D. auch schon in den letzten Zügen, denn nach „Wolverine Blues“ folgt mit „Left Hand Path“ auch schon der vorletzte Song. Im Grunde ist es kein Wunder, dass Entombed A.D. auf Songmaterial von Entombed zurück greifen, denn das wollen die zahlreichen Fans vor der Bühne auch hören. Es ist gut was los, die dichte Menge reicht bis zum Mischpult, danach wird es jedoch deutlich lichter. Mit viel Beifall werden die Schweden in den Feierabend verabschiedet. (Ray)

Die Sonne scheint warm, wir sitzen gerade so schön und das Bier schmeckt. Daher bleiben wir doch noch eine Weile im Biergarten und lauschen weiterhin dem Programm auf der kleinen, aber feinen Bühne. Mit Asrock steht dort nun eine lokale Band aus dem Kreis Steinburg auf dem Programm, die sich handgemachten, bluesigen Hardrock auf ihr Banner geschrieben hat. Zugegeben, der Frontmann schaut schon irgendwie ein wenig assig aus und drum wundert es nicht weiter, wenn auch ein Quäntchen Punk im erdigen und recht rotzigen Sound der Truppe vertreten ist. Gespielt werden Cover bekannter Rock-Klassiker, aber auch eigene Lieder. Als Background hier im Biergarten im Grunde genau die richtige Mucke, man muss aber schon erwähnen, dass es nach den O´Reilley´s und den Paddyhats direkt vor der Bühne recht leer geworden ist. (Dagger)

Mit Blechblosn aus unserem schönen Bayern betreten einmal mehr Stammgäste des W:O:A die Beergarden Stage. Und die Jungs beweisen auch eindrucksvoll, warum sie in schöner Regelmäßigkeit auf die Bühne im hohen Norden unserer Republik eingeladen werden. Die Stimmung ist sofort top, was zum einen an der Show der Jungs liegt und zum anderen wohl auch am inzwischen vorhanden Pegel der anwesenden Fans. Die Songauswahl lädt aber auch zum Tanzen und Mitgröhlen ein, egal ob es nun heißt „Wir fahren mit dem Bob“ (Anmerkung Holgi: ein Klassiker auf bayrischen Hochzeitsfeiern, zu dem mich eine Dame vor mir im virtuellen Bob mal fast niedergewalzt hätte), „Was ich dir nur mal eben sagen wollte...“ oder ob man mal „Narcotic“ auf der Klarinette anstimmt. Und auch wenn so mancher mit dem Text von Hubert von Goiserns „Brenna tuats guat“ so seine Schwierigkeiten hat, so hindert es doch nicht, sich trotzdem lauthals am Mitsingen zu versuchen. Quasi der olympische Gedanke ist es, der zählt. Nach einer Runde leistungshemmender Getränke (=Schnäpse) für die Musiker folgt wohl der Klassiker aller bayerischen Rocksongs („Skandal Im Sperrbezirk“), ehe „David Lee Roth“ höchstselbst „Jump“ intoniert. Ja, diese Band macht einfach Laune. Danach geht dann auch langsam die „Sonne“ unter, und man begibt sich wieder auf Nahrungssuche. (Ray)

Hierzu treibt mich der Hunger einmal mehr ins Wackinger Village, wo ich noch die letzten Songs von Sub Dub Micromachine mitbekomme. Der Mix aus Alternativ- und Industrial Metal hat eine ordentliche Schar vor die Bühne gelockt, die auch gut mitgeht. Kein Wunder, denn der stampfende Rhythmus findet und bohrt sich seinen Weg in die Gehörgänge. Das endzeitliche Outfit unterstreicht den Sound noch zusätzlich. Sehr fein, sollte man im Auge bzw. im Ohr behalten. (Ray)

Um 21:00 Uhr verschlägt es mich mal wieder vor die Black Stage. Dort spricht Tarja Turunen über die Videowall zu uns und zeigt Ausschnitte von ihrem gestrigen Konzert in der Wackener Dorfkirche, dessen Besuch im Festivalticket allerdings nicht inkludiert war. Nach diesen ruhigen Tönen kündigte sie an: „And now let´s rock!“ Gesagt getan! Der Vorhang fällt, und die Rockdiva lässt es in schwarz-weiß geflecktem Outfit tatsächlich ganz ordentlich krachen. Zu flotten Rockern der Marke „No Bitter End“, „Never Enough“ oder „500 Letters“ posiert die ehemalige Nightwish-Frontdame in jeder nur erdenklichen Metalmanier. Dass sie in der Metal-Gemeinde mit ihrer Solo-Karriere jedoch nicht annähernd den Rückhalt hat, den ihre ehemalige Band nach wie vor genießt, zeigen schon die – trotz Prime Time – recht lichten Reihen vor der Bühne. Dessen ungeachtet bringt sie auch ein kleines Nightwish-Medley im Set unter, ehe sie Arch Enemys Frontgrunzerin Alissa White-Gluz als Unterstützung zu „Demons In You“ auf die Bretter holt. Dass dieser kleine blauhaarige Schlumpf nicht nur böse keifen, sondern auch hervorragend singen kann, dürfte sich mittlerweile herum gesprochen haben. In diesem Augenblick demonstriert sie ihre beiden Talente (Anmerkung Holgi: und gesungen hat sie auch, oder?), wozu schon ein dickes paar Klöten nötig ist, wenn man neben einer Ikone wie Tarja zu bestehen hat. Mit dem bärenstarken Doppel „Until My Last Breath“ und „Die Alive“ endet ein Gig, den ich so energetisch und heavy nicht erwartet hatte! (Dagger)

Derweil treibt mich die Neugier einmal mehr zu den Zeltbühnen, wo die Franzosen Alcest vor sehr gute gefüllter Kulisse auftreten. Und was man hier zu hören bekommt, weiß wahrlich zu fesseln, auch oder gerade weil es schwer zu beschreiben ist. Ist es Avantgarde? Ist es Black Metal? Ist es Post-was auch immer? Fakt ist, dass der Sound von Alcest von Gegensätzen lebt. Ruhige, atmosphärische Klänge und Passagen treffen auf wüste, brachiale Erruptionen. Klarer, gefühlvoller Gesang wird im nächsten Moment von schwarzmetallischem Keif-/Krächzgesang mal eben zunichte gemacht. Diese Musik ist nichts zum abgehen, sondern vielmehr um sich treiben, mitreißen zu lassen. Ja, so muss intenive Musik klingen. Das sehen auch die zahlreichen Fans vor der Bühne, die geduldig auch den letzten zarten Ton verklingen lassen, ehe sie mit Beifall antworten. (Ray)

Nun wird es aber wieder Zeit, den Knüppel aus dem Sack zu holen. Die Norweger 1349 mit Drum-Ikone Frost geben sich die Ehre. Stilecht erfolgt der Soundcheck vorab nicht mit dem üblichen „one, two“ sondern mit „Satan? Satan! SAAAATAAAAAN“. So muss es sein. Dann aber geht die dunkle Raserei los, und Songs wie „Exorcism“ oder „Postmortem“ werden einem um die Ohren geblasen. Untermalt von reichlich Flammenwerfern kommt auch der visuelle Aspekt hier nicht zu kurz. Die Norweger verstehen einfach ihr Handwerk, freundliche Mienen sucht man hier vergebens auf der Bühne. Die zahlreichen Fans danken es mit lautem Beifall zwischen den Songs... Zeit genug haben sie dafür, denn eilig haben es 1349 hier nicht. Nach 45 Minuten ist jedoch bereits wieder Schluss, mit etwas weniger Pausen zwischen den Songs hätte sicherlich noch einer reingepasst. (Ray) 

Wir bleiben im Infield und wandern hinüber zur True Metal Stage, wo uns der Headliner des heutigen Abends empfängt. Die Progressive-Power-Stars Blind Guardian zählen zu den größten Exportschlagern in Sachen Heavy Metal aus Deutschland und haben nun einmal mehr Gelegenheit, ihrem Ruf als ausgezeichnete Liveband gerecht zu werden. Kurzum: Hansi Kürsch und seine Wächter kommen, sehen und siegen. Mit Klassikern wie „Nightfall“, „Lord Of The Rings“, „Time What Is Time“ oder dem brachialen „Imaginations From The Other Side“ und einer fetten Lichtshow haben sie die im Infield versammelten Massen schnell für sich gewonnen. Die Musiker und vor allem Fronter Hansi am Mikro zeigen sich in Topform. Da wirkt die Leistung eines gewissen Herrn Dickinson vom gestrigen Abend fast ein wenig blass daneben. Dass Guardian-Fans zu den singstärksten überhaupt gehören, zeigt sich (wie gewohnt) beim „Bard's Song“, aber auch im furios aufgespielten Finale aus „Mirror Mirror“ und „Valhalla“, dessen Chorus von den Fans ins Endlose gezogen wird, während sie der Herr in der Schießbude mit seinen Drum-Salven bestreicht. Gänsehaut! Genial! (Dagger)

Vor ein paar Jahren noch hätte sich der brave Redakteur im Anschluss bestimmt noch den halben Gig von Ministry auf der Black Stage und den halben Gig von Unisonic auf der Party Stage angesehen. Aber der Zahn der Zeit beginnt offenbar von unten zu nagen und meine Fußsohlen fühlen sich an, als würden ein paar fiese Kobolde ein Lagerfeuer darunter schüren. Also Schluss für heute und zurück zum Camp. Wenigstens werden wir bei unserer beschwerlichen Reise durch den Schlamm noch von Ministry´s mächtigen Industrial Sounds begleitet.

 

 

Samstag, 06.08.2016

Und schon ist wieder der letzte Festivaltag angebrochen! Recht kalt ist es draußen, was früh morgens durchaus den Vorteil hat, dass man mal etwas länger im Schlafsack liegen bleiben kann. Gegen 10:00 Uhr zieht dann allerdings eine Sturmfront auf das Gelände zu. Der Himmel verdunkelt sich in rasender Geschwindigkeit und es folgen heftiger Wind, Starkregen und Hagel für etwa 20 Minuten, so dass wir unseren Pavillon festhalten müssen.

Mit dieser Wetterkapriole, die zum Glück den ganzen Tag lang keine Wiederholung erfahren soll, kehrt nun der heimliche Hauptdarsteller, der sich gestern bereits angekündigt hat, endgültig auf das Festival zurück: der Schlamm… oder auch Modder, wie ihn die Einheimischen nennen. Endlich ist es wieder an der Zeit für die ausgelassenen Schlammschlachten im Infield, die ja ein beliebtes Fotomotiv der gutbürgerlichen Boulevardpresse liefern. Davon unbeeindruckt kämpfen wir uns um 14:35 Uhr aber erst einmal zum Bullhead City Circus, genauer zur W.E.T. Stage, wo ab 14:35 Uhr die schwedischen Senkrechtstarter Year Of The Goat zu sehen sind. Mag sein, dass für deren düsteren Retro-Rock der frühe Nachmittag die falsche Zeit ist, die melancholischen Songs kommen aber dennoch ausgesprochen intensiv herüber. Schwerpunkt der Liedauswahl liegt auf dem aktuellen und wohl auch bislang stärksten Output The Unspeakable, dessen eindringliche Nummern von den zahlreich versammelten Fans dankend angenommen werden. Ein außergewöhnlicher und intensiver Start in den heutigen Tag. Auf diesem Qualitätslevel darf es gerne weitergehen! (Dagger)

Währenddessen auf dem Infield, genauer gesagt auf dem Weg zur Party Stage, habe ich mit den Widrigkeiten des Geländes zu kämpfen: Einen Schritt nach vorne, zwei zur Seite geglitten. Irgendwann komme ich dann doch stakenderweise vor der Party Stage an, wo Devil Driver gerade mitten im Set sind und den Kater des Vortages vertreiben. Das Areal ist prall gefüllt, was angesichts der Abrissbirnen, die da durch die PA gedrückt werden, auch kein Wunder ist. Weit vorne kann ich auch einen Pit ausmachen, Respekt sag ich da nur. Das Energielevel ist schon sehr hoch zu dieser Uhrzeit, und das nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne. Fronter Dez Fafara zeigt sich auch sichtlich beeindruckt und bringt es mit „It is a fucking honour for every fucking metal band to play this fucking festival“ auf den Punkt. Schade nur, dass fast währende des gesamten Sets die linke Videowall zur Hälfte ausgefallen ist, denn so bleibt für viele nur der Blick auf den Hinterkopf des Vordermannes. (Ray)

Doch über Qualität lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Gleich im Anschluss strömen die Menschenmassen nur so ins Zelt, denn auf der benachbarten Headbangers Stage zelebrieren nun 9mm Assi Rock'n'Roll ihre grobschlächtige Mixtur aus deutschsprachigem Schweinerock, Punk und Heavy Metal. Die Musik ist dabei so derbe und hässlich wie die Musiker selbst – der Moderator im Zelt hatte mit einem Augenzwinkern ja schon eine ausgesprochen attraktive Band angekündigt. Aber die Leute stehen eben auf eingängig Provokatives wie „Geh Mir Aus Den Augen“, „Nitro Killers“ oder „300 Männer“. Live auf einer Bühne erlebt, macht die Mucke auch deutlich mehr Spaß als auf CD, das muss man schon einräumen. Genau der richtige Soundtrack, um sich die nächste Halbe am Tresen zu bestellen, auf ex zu stürzen und die Mähne zu kreisen! Prost! (Dagger)

Wenn wir schon einmal da sind, begeben wir uns auch auf einen kleinen Spaziergang durch das Wackinger Village, einen Mittelaltermarkt, der durch die Jahre eine Dimension erreicht hat, die man andernorts erst einmal finden muss. An dessen Ende befindet sich die Wasteland Stage in postapokalyptischem Schrottdesign. Neben nächtlichen Feuershows spielen tagsüber dort auch einige Bands. Gerade donnern z.B. die Hannoveraner von Monstagon im Mad-Max-Look ihren brachialen, industriell angehauchten Metal durch die Boxen und liefern damit auch optisch eine coole Show. Wir sind aber auf der Suche nach etwas Essbarem und landen erst bei einem Fleischspieß, dann bei einem Barbarenspieß, wo noch ein bissl Brot mit dran hängt. Komisch, irgendwie wird hier alles in Spießform serviert – hatten die im Mittelalter denn kein Besteck? Na egal. Der Magen ist voll, die Motivation ist da und drum begeben wir uns auf den schlammigen Marsch zum Infield. (Dagger)

Irgendetwas sagt mir, dass ich zeitig zum Gig von Dritte Wahl im Zelt sein muss, und so begebe ich mich auch flugs dorthin. Drinnen angekommen, bekomme ich noch den Set von Snowy Shaw mit. Die Bühne ist stimmungsvoll als Friedhofsgelände dekoriert und die Musiker stehen mit ihren Kapuzenkutten regungslos da und überlassen Mr. Shaw die Show. Dieser fühlt sich sichtlich wohl in seiner Rolle und trällert sich durch Coverversionen von King Diamond und Dimmu Borgir. Den Fans vor der Bühne gefällts, auch wenn das Zelt noch übersichtlich befüllt ist. Zum Abschluss gibt es noch das allseits bekannte „Fire“, ehe der Vorhang zugezogen wird. (Ray)

Meine Holde liefere ich im Biergarten ab, während ich selbst weiter zur True Metal Stage stakse, um eine Bildungslücke zu schließen. Dort treten nämlich die altehrwürdigen Metal Church, die ich noch nie live gesehen habe, eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit mit uns an. Chef-Gitarrist Kurdt Vanderhoof und seine Mitstreiter aus Seattle zeigen sich bei sonnig-schönem Wetter in bester Spiellaune und ballern uns ihren US-Power-Metal um die Ohren, der gleich beim Opener "Fake Healer" ordentlich durchstartet. Am Mikro brilliert kein anderer als Mike Howe, der schon 1988 bis 1994 der Kulttruppe seine Stimme lieh und seit 2015 nun wieder mit im Boot ist. „No Tomorrow“ und „Killing Your Time“ vom letzten Album fügen sich daher völlig nahtlos zwischen die alten Klassiker, von denen spätestens die riffgewaltige Powerballade „Watch The Children Pray“ für Gänsehaut garantiert. Mission erfüllt. Bildungslücke geschlossen! (Dagger)

Nun ist es also soweit, 18 Jahre nach ihrem ersten Gig auf dem Holy Wacken Land betreten die Rostocker Dritte Wahl wieder eine Bühne dieses Festivals. Ganz im Sinne von "Men In Black" ist das Bühnendesign gehalten, getreu ihrem aktuellen Album "Geblitzdingst". Und damit steigen die Jungs auch in ihren Set ein. Stefan (Bass, Gesang) nutzt dann auch gleich die Gunst der Stunde und post wie ein junger Gott vor den Fotografen, die im Graben umherwuseln. Da macht es auch keinen Unterschied, ob er dabei spielt oder nur so tut als ob :-) Die Stimmung im vollen Zelt ist sofort top, und auch der Pit lässt nicht lange auf sich warten. Dieserjener nimmt dann auch recht ansehnliche Ausmaße an und erstreckt sich des öfteren über die komplette Bühnenbreite. Die Songauswahl reicht dabei von der Neuzeit („Wo Ist Mein Preis?“) bis zurück ins Jahr 1996 („So Wie Ihr Seid“). Die Band hat sichtlich Spaß, auch wenn Gunnar (Gitarre, Gesang) verletzungsbedingt bewegungstechnisch eingeschränkt ist, was ihm auch gleich ein allgemeines „ohhhhhhhhh“ einbringt. Selten einen Gig gesehen, der so viel Spaß macht. Nur leider, ja leider ist auch dieser viel zu schnell wieder vorbei und mit „Fliegen“ schallt auch schon der letzte Song durchs Zelt. Der Refrain hierzu wird dankend von den Fans aufgenommen und lauthals mitgesungen. Immer und immer wieder werden die Zeilen „Aber ich möchte fliegen, Ganz weit oben über'm Meer, Und dann sehe ich all die Scheiße, All die Scheiße, Hier unten gar nicht mehr“ von Neuem angestimmt, dass selbst die Band auch nach dem Set durch den bereits zugezogenen Vorhang blicken muss. Da können einem die nachfolgenden (und bereits auch spielenden) Drone fast schon leid tun, denn diese Zeilen verstummen nicht zu schnell. (Ray)

Die Wacken Metal Battle Gewinner 2006 Drone haben wie bereits erwähnt einen eher holprigen Start, denn während sie ihren groovigen Thrash Metal bereits durch die PA der W:E:T Stage prügeln, singen nebenan vor der Headbanger Stage noch die letzten Überreste der Dritte Wahl Fans weiter den Refrain zu „Fliegen“. Doch am Ende siegt dann doch die Lautstärke.... das Zelt ist jedoch deutlich leerer als noch bei den Rostockern, das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch, denn die ist gut. Kein Wunder, besagte Mischung aus Thrash und Groove läuft ordentlich rein. Recht früh im Set greift man bei „Welcome To The Pit“ bereits auf einen musikalischen Gast zurück, Britta von den (noch sehr viel) später auftretenden Cripper gibt sich die Ehre, Schade nur, dass Fronter Mutz hier noch extra nachhelfen muss, um der Dame den nötigen Empfang bereiten zu können. Langsam meldet sich dann doch wieder der Hunger bei mir, so dass ich den Set vorzeitig zur Nahrungsaufnahme verlassen muss. (Ray)

Bei sechs Bühnen hat man in Wacken bekanntlich immer die Qual der Wahl. Und so hadere ich nun mit mir, ob ich mir nach vielen Jahren mal wieder die Metal-Symphoniker Therion auf der Black Stage oder doch lieber die hierzulande nahezu unbekannten The Goddamn Gallows auf der Beergarden Stage ansehen soll. Ich entscheide mich für den Underdog und bereue meine Entscheidung zu keiner Sekunde. Mit ihrer wilden Mischung aus Country, Americana und Punk - vorgetragen mittels Kontrabass, Mandoline, Akkordeon und Banjo nebst der obligatorischen E-Gitarren - ist das schwer tätowierte Kollektiv definitiv ein Exot auf dem diesjährigen W:O:A. Der „Gutterbilly“, wie die Musiker ihren einzigartigen Blend selbst nennen, kommt beim Publikum dermaßen gut an, dass ein kleiner Moshpit im Schlamm vor der Bühne nicht lange auf sich warten lässt. Auf diese Situation scheint der kleine Akkordeonist der Band gewartet zu haben. Der steigt geradewegs über die Absperrung, hechtet sich in den Modder und zieht die verdutzten Pogotänzer gleich mit rein. Was für eine Gaudi! Davon abgesehen, machen verrückte Nummern, wie „Y'All Motherfuckers Need Jesus“ oder „Raise The Moon“ einfach nur einen Mordsspaß und sind genau die richtige Beschallung für diesen feuchtfröhlichen Ort! (Dagger)  

So, gestärkt kann es nun in den Festivalendspurt gehen. Zu diesem Zwecke begebe ich mich weider flugs vor die W:E:T Stage, um auf die Norweger Einherjer zu warten. Dabei komme ich noch in den Genuss der letzten Songs von Gloryhammer auf der Headbanger Stage. Deren Power Metal der Marke Manowar meets Grailknights kommt im sehr gut gefüllten Rund (viele stehen sogar draußen noch an, anstatt den linken Eingang zu nehmen, bei dem man bis vorne marschieren kann) wahrlich vortrefflich an, jeder Song wird gefeiert. Lustig anzusehen sind dabei die beiden Fanlager: auf der rechten Bühnenseite schwingt eine Gruppe ihre aufgeblasenen Thorshämmer, auf der linken Bühnenseite werden die aufgeblasenen Schwerter im Takt geschwungen.... zum Showdown in der Mitte kommt es dabei jedoch nicht. Irgendwie schade.... Vor "Universe on Fire" kommt es noch zum Wettsaufen zwischen Bassist James Cartwright (nein, nicht von der Ponderosa-Ranch) und Sänger Thomas Winkler, das mit viel gutem Willen an den Vocalisten geht. Beim finalen "The Unicorn Invasion Of Dundee" werden dann noch die Crowdsurfer fast im Sekundentakt nach vorne gereicht. Na, wenn das mal kein gelungener Auftritt war.... (Ray)

Alles Pommesgabel hier

Das ich das noch mal erleben darf: "Dragons Of The North" live. In Farbe und (fast) voller Länge.... doch der Reihe nach. Das Licht geht aus, der Vorhang auf und „Dreamstorm“ schallt einem entgegen. Einherjer feiern auf dem diesjährigen W:O:A den 20gsten Geburtstag ihres Debutalbums aus dem Jahre 1996. Neu an der Gitarre von Ole Sonstabo verstärkt, der den Altersschnitt nach unten drückt, folgt „Forever Empire“ sowie „Conqueror“. Ja, diese Songs haben auch 20 Jahre nach Erscheinen nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren. Das Zelt ist sehr gut gefüllt während die Norweger ihre Songs zelebrieren. Ohne viel drumherum, einfach nur mitten in die Fresse. Die Band wirkt tight und hat sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Den lassen sie sich auch nicht gegen Ende verderben, als ihnen deulich gezeigt wird, dass nur noch 4 Minuten Spielzeit übrig sind. Also noch eine kurze Ansprache und den Titelsong des Albums (immerhin über 4 Minuten Spielzeit) gezockt. Und als die Zeichen seitlich der Bühne immer hektischer und energischer werden, dass sie zum Ende kommen sollen, wird eben dieses in bester Manowar-Manier noch einmal eindrucksvoll in die Länge gezogen. Kein Wunder, dass die Stagehands nach dem letzten Ton zornig gleich den Vorhang zuziehen, so bleibt Einherjer das obligatorische Foto verwehrt. Aber es hat Spaß gemacht. (Ray)

Wie man auf die Schnelle ein gerade erst noch volles Zelt leer spielen kann, demonstrieren die folgenden Steak Number Eight eindrucksvoll. Nach dem nordischen Hymnen ist der Sludge Rock / Metal auch eine schwer verdauliche Kost, und so treibt es mich mit fast allen anderen aus dem Zelt. (Ray)

Draußen angekommen, beginnen gerade die Italiener von Elvenking ihren Set auf der Wackinger Stage.  Das Areal ist ziemlich voll und auch ich verweile noch für ein paar Songs. Der Melodic Power Metal läuft sehr gut rein und die Stimmung ist top. Songs wie „The Wanderer“ verbreiten auch auch gute Laune und so lässt auch Bewegung vor der Bühne nicht lange auf sich warten. Gut, es könnte mehr sein, aber angesichts des Modders und 3 Tage Festival kann man nicht mehr allzu viel verlangen. Für mich ein guter Ausklang des Festivals, denn nun geht es zum Schlummertrunk zurück zum Zelt, um morgen auch fit für die dann doch lange Rückreise zu sein (Ray).

Nach einer Verschnaufpause am Zelt geht es noch einmal aufs Gelände. Erster Anlaufpunkt ist der Bullhead City Circus. Dort absolvieren gerade Dagoba das letzte ihrer mitgebrachten Groove-Monster und werden vom zahlreich anwesenden Publikum sauber gefeiert. Doch ich bin hier, um mir etwas ruhigere Töne zu gönnen. Die walisische Band Buffalo Summer stehen auf US-Southern-Rock der Marke Lynyrd Skynyrd und liefern und einen entspannten, bluesigen, aber keinesfalls langweiligen Gig. Gut, der Sänger mit seinem feminen Tanzstil macht schon zu sehr einen auf Hippie und ist mir irgendwie nicht ganz geheuer. Die Songs zünden aber schnell bei den wenigen verbliebenen Zeltinsassen. Zwischen drin fällt dann mal die E-Gitarre aus, was die Band aber locker lässig mit einem ausgiebigen Bass-Solo überspielt. Schließlich haben die Waliser mit „Neverend“ noch ein kleines Classic-Rock-Juwel am Start. Aber es hilft ja nichts, ich muss weiter und zwar in Richtung True Metal Stage und zum Headliner des heutigen Abends. (Dagger)

Ich passiere gerade die Kontrollen am Infield-Eingang, als die Show auf der True Metal Stage beginnt. Zum Einstieg in ihr heutiges Programm feuern Twisted Sister mit „Stay Hungry“ eine heiße Rakete ab und legen mit „The Kids Are Back“ gleich ordentlich nach. Der mittlerweile 61-jährige Frontmann Dee Snider zeigt sich in körperlicher sowie stimmlicher Bestform und strotzt nur so von guter Laune. Dabei gäbe es ja eigentlich Grund genug zur Trauer. Denn das hier ist das letzte Deutschlandkonzert der verdrehten Schwestern. Und wenn Twisted Sister sagen, dass sie in Rente gehen, dann ist das nicht dasselbe, wie wenn die Scorpions sagen, dass sie in Rente gehen, oder Judas Priest! Das ist Herrn Snider schon sehr wichtig. Weiter im Text mit dem nächsten großkalibrigen Hit, und zwar „Burn In Hell“, zu dem die Bühne verdunkelt wird und Snider mit bösem Grinsen den Beelzebub mimt, wenn er alleine von einem roten Bodenspot beleuchtet wird. Großartig auch „You Can't Stop Rock'n'Roll“ und schließlich „The Fire Still Burns“, das dem Bandschlagzeuger A.J. Pero gewidmet wird, der letztes Jahr in bester Rockstar-Manier während einer Tour mit seiner anderen Band Adrenaline Mob überraschend im Nightliner verstorben ist. Snider versinkt an dieser Stelle aber nicht etwa in Sentimentalität, nein, das blonde Großmaul bleibt provokativ und frotzelt gegen Country-Hinterwäldler und die aktuelle Castingshow-Tradition im Fernsehen. Schließlich wird kein einziges dieser Kinder jemals vergleichbare Fans haben, wie sie eben Twisted Sister haben und schon gar nicht für volle 40 Jahre im Rampenlicht bleiben. Amen. Dazu lässt sich nur noch sagen: „We're Not Gonna Take It“, bei dem das Publikum gefragt ist, mitzusingen und im Anschluss die leuchtenden Smartphones zur Powerballade „The Price“ anstelle der ausrangierten Feuerzeuge hoch in die Luft zu halten! (Dagger)

Ja, das war schon ein denkwürdiger Abschied und guter Schlussstrich für das W:O:A 2016. Die Heavyhardes-/Kühles Zeug-Crew verabschiedet sich für diesen Abend ins Camp, wenngleich das musikalische Programm noch zwei Stunden weitergeht. Aber wir haben uns für morgen eine extra frühe Abreise vorgenommen, um nicht im obligatorischen Stau auf der A23 in Richtung Hamburg zu enden. Daher verzichten wir auch schweren Herzens auf den Gig von Arch Enemy.

Welche Bilanz lässt sich nun ziehen nach Abschluss des 27. Wacken Open Air? Das Taschenverbot mag für viele ärgerlich gewesen sein, hat aber den Durchlass bei der Kontrolle sicherlich beschleunigt. Wettermäßig war alles dabei: Sonne, Regen, Wind, Sturm und Hagel. Die Schlammfans kamen auf Ihre Kosten und die Atmosphäre war einmal mehr friedlich und entspannt. Eine lange Reihe unsterblicher Rock- und Metalhits, wie „Number Of The Beast“, „Juke Box Hero“, „Here I Go Again“ oder eben „We're Not Gonna Take It“ schallten über das Gelände. Maiden enttäuschten leider etwas mit einem fehlerhaften Mikro-Sound (oder hat der gute Bruce seine besten Jahre halt einfach hinter sich?), dafür gab es gerade auf den kleineren Bühnen eine große Zahl an Perlen und Newcomern zu entdecken. Mit unserer bescheidenen Truppe ist es allerdings nicht möglich, stets vor allen acht Bühnen gleichzeitig zu sein. Daher kann dieser Bericht auch nur ein kleiner Auszug dessen sein, was man in Wacken erleben kann. Schön war´s und wir hoffen, auch 2017 wieder von hier erzählen zu können!  (Dagger)