On the Highway to Spirit - Ein Rundgang auf der Finest Spirits 2016
/Alle Jahre wieder im Februar trifft sich die Crème de la Crème der Alkoholhersteller und -genießer hier in München auf der Finest-Spirits-Messe und nachdem wir ja inzwischen die Brücke zwischen Alkohol und Rock ’n’ Roll geschlagen haben und uns an das professionelle Verkosten von Whiskys gewagt haben, war es natürlich klar, dass wir auch hier vor Ort sein müssen. Gesagt - getan! Mit neuer Besetzung und als ambitionierte Whiskyfreunde machen wir (Sebbes und Gastredakteurin Anne) uns auf den Weg durch den kalten und nassen Münchner Schneesturm zu den heiligen Hallen der MVG, wo das Spektakel alljährlich stattfindet. Wobei ... zuvor stellt sich natürlich noch die Frage, wie kleidet man sich denn auf so einer Veranstaltung standesgemäß? Bei einem Metallica-Konzert ist die Sache klar, aber Spirituosenmessen? Anzug, Krawatte, Kleidchen, Schottenrock? Letztendlich entscheiden wir uns für Outfits, mit denen wir danach auch gut im Backstage auf ein Konzert gehen könnten, also Arch-Enemy-Laiberl für Sebbes und schwarzes Netzteil für Anne. Immerhin vertreten wir hier ja einen Heavy-Metal-Blog. Am Eingang heißt es dann erst mal in langer Schlange anstehen, selbst am Presseeingang! Kurze Story am Rande: Tatsächlich gab es in den letzten Tagen noch einigen Wirbel um Schanklizenzen und ahnliches vom KVR, der fast dazu geführt hätte, dass wir heute hier nicht im Schneeregen vor der Türe hätten anstehen können. Aber offensichtlich wurde mit der Hilfe vieler Unterstützer des Festivals eine Lösung gefunden, die es ermöglichte, dass die Messe trotzdem stattfinden kann. Ist man drinnen, darf man sich direkt ein zweites Mal einreihen, um seine Winterjacken an der Garderobe loszuwerden. Der Weg zum Alkohol ist lang und steinig, aber auch dieses Hindernis ist irgendwann genommen. Als nächstes (idealerweise vor dem Gang zur Garderobe) sollte der geneigte Gast dann schnell am Finest-Spirits-Shopstand vorbeischauen, um sich, bei Interesse, für einen der limitierten Plätze in den Masterclass-Tastings anzumelden. Das Programm ist breit gefächert, aber leider auch schon relativ stark ausgebucht, gerade das Whisky-Schokoladen-Tasting hätten wir gerne noch mitgenommen. Schade, aber als Alternative bietet sich die taiwanesische Destillerie Kavalan an, also schlagen wir hier zu.
Nun aber rein ins Gedränge, kurz links abgebogen und schon blinzelt uns die schwarze Sargverpackung des Grave-Digger-Aureums der Brennerei Ziegler entgegen und wir kommen ratz fatz mit dem Standpersonal ins Gespräch, während wir uns mit ebendiesem durch das Sortiment probieren. Da wir die hier omnipräsente Grave-Digger-Edition ja bereits verkostet haben, lassen wir uns als erstes einen Aureum 1865 Chestnut Cask kredenzen, der nur in Kastanienfässern gereift ist und ebenfalls das vollmundige, einzigartige und leicht identifizierbare Aroma mitbringt, das wir auch von der Grave-Digger-Edition schon kennen und lieben gelernt haben. Erstaunlich auch, wie weich der nur 5-jährige Trank über den Gaumen läuft. (Ja, es ist gerade mal 3 Uhr nachmittags.) Der Alkohol ist da, versteckt sich aber hinter dem deutlich nussigen Geschmack. Nachdem uns dieser sehr gemundet hat, schwenken wir um auf den 7-jährigen Aureum 1865 Taylor’s Vintage Port und der hat’s wirklich in sich. 47 % Alkohol, die wiederum im Mund kaum zu spüren sind (echt nicht, das ist phänomenal!), und dazu die typischen Aromen von dunklen Beeren und Zwetschgen. Wer da ein Flascherl von abhaben will, sollte sich ranhalten, denn von dieser limited Serie gibt es gerade mal 865 Flaschen. Plötzlich steht der Cheffe Alain Langlois höchstpersönlich neben uns und fragt, ob wir denn Grave Digger kennen?! Sehr integre und höchst intelligente Persönlichkeiten seien dies. Und die ganze Kapelle war kürzlich in der Brennerei zum Abendessen. Wissen wir natürlich, aber die Freude und Leidenschaft bei dem Thema in den Augen des Geschäftsführers zu sehen, ist wohl unbezahlbar. Im Großen und Ganzen läuft der Verkauf der Grave-Digger-Edition ziemlich gut. Da merkt man halt, dass der gemeine Heavy-Metal-(und Grave-Digger)-Fan von heute typischerweise Familie, Job, Kinder und Garten besitzt, sich schon lange nicht mehr von Dosenbier ernährt, sondern am Abend genüsslich am Whiskygläschen nuggelt, während im Hintergrund sanft “Return of The Reaper” rotiert. Aber es gibt durchaus auch Skeptiker im Umfeld der Brennerei. Die einen mögen’s, die anderen nicht, aber alle reden darüber, spricht der Chef und lächelt. Nicht aber ohne uns noch mitzuteilen, dass er selbst Harley fährt und gerade plant, ein Grave-Digger-Konzert in der kleinen fränkischen Gemeinde Freudenberg, in der die Brennerei ansässig ist, durchzuführen. Das sind tolle Neuigkeiten und da sind wir natürlich gerne dabei!
Als Mr. Langlois kurz abgelenkt ist, greift der Standbedienstete in den geheimen Schrank unter sich und fragt, ob wir noch etwas ganz Besonderes probieren wollen. Sicher wollen wir und bekommen einen Whisky, der es sich in einem Zwetschgenholzfass gemütlich gemacht hat, angeboten. Das ist nur ein Test und wird wohl nie auf den Markt kommen, hören wir leider, während wir überrascht feststellen, dass sich das Zwetschgenholz gar nicht schlecht macht. Auch hier lässt sich, wenn auch weniger nussig, der typische vollmundige Charakter der Brennerei Ziegler feststellen. Eigentlich sollten wir jetzt noch den Gin der Brennerei probieren, aber mit noch vollem Glas reißen wir uns los, angeblich gibt es auf der Finest Spirits ja noch mehr zu entdecken. (Im Nachhinein merken wir, dass die Brennerei Ziegler einen Gin namens Classic Metal im Sortiment hat, das wäre thematisch für unseren Rundgang durchaus was gewesen. Naja, nächstes Mal!)
Als nächstes treffen wir auf den Stand der Munich Spirits, ein Haufen Whiskyverrückter Hobbytrinker (im positivsten aller Sinne), die nicht nur monatliche Tastings in München anbieten, sondern auch kostenlose Messerundgänge. Nachdem wir uns darauf einigen können, dass das wohl das Richtige für uns wäre (professionelle Hilfe schadet nie), geht’s auch schon mit Hilmar (klar duzen wir uns gerne) von den Munich Spirits los über die Messe. Neben der Theorie - wir lernen den Unterschied zwischen Bourbon und Scotch, verschiedenen Fass- und Malzsorten, Highland, Lowland und Speyside zu unterscheiden, wieso der Kenner eher keine Blends trinkt, aber trotzdem 90 % der Weltwhiskyproduktion in Blends landet, dass Indien der größte Whiskyproduzent der Welt ist, wie Whisky hergestellt wird, was ein unabhängiger Abfüller ist und vieles mehr - führt uns Hilmar zu verschiedenen Ständen, typischerweise von unabhängigen Abfüllern, die uns kurz ihr Geschäft erläutern. Da wären zuerst die Österreicher von Single Cask Collection, die, quasi als Hobby, Fässer aller möglichen Spirituosen weltweit kaufen und selbst abfüllen, darunter auch Exotisches wie Rumfässer aus Jamaica. Abgefahrenes Hobby! Bei Scotch ist das nicht ganz so einfach, da schottische Fässer nicht in vollem Zustand exportiert werden dürfen bzw. der Whisky, wenn das Fass in Österreich abgefüllt wird, sich nicht mehr Scotch nennen darf. Zum Probieren gibt es einen ungefilterten Grappa, krass fruchtig, und den Hinweis, dass es am Stand noch viel mehr gibt. Weiter geht es zu Rieggers , ebenfalls ein unabhängiger Abfüller, der gleich ein komplettes Fass Speyside-Whisky mitgebracht hat, aus dem man sich selbst eine Flasche abzapfen und ebendiese etikettieren darf. Ein Angebot, das gerne wahrgenommen wird und die frischgebackenen Abfüller durchaus mit Stolz erfüllt.
Am Nachbarstand treffen wir dann auf Tom von Anam nah h-Alba, was übersetzt so viel wie “Die Seele Schottlands” heißt, und der lässt sich nicht lumpen und schenkt einen ganz besonderen Tropfen, einen 20-jährigen Glenburgie aus einer Einzelfassabfüllung, von der es nur 266 Flaschen gibt, aus. Lecker! Auch die schön gestalteten Sample-Pakete, die es am Stand und im Webshop gibt, sind einen Blick wert und dürften einen guten Überblick über die Abfüllungen von Anam nah h-Alba geben. Inzwischen wühlen wir uns schon ca. 45 Minuten mit HiImar durch die Besuchermassen der Finest Spirits und die Frage, ob wir noch können, steht im Raum. Ein mehr als deutliches Ja aus der Runde der Nachwuchsverkoster bringt uns dann noch zu Kathi und dem Stand von Whiskykeller, die in erster Linie Produkte der englischen unabhängigen Abfüller Berrys vertreiben. Und hier erleben wir schon wieder eine Überraschung, will uns Kathi doch, nachdem wir seit eh und je lernen, Blends zu meiden, einen Blend aufdrängen. Jedoch keinen normalen Blend, sondern den so genannten Speyside Reserve, der ein Blend aus nur zwei Single Malts aus der Region Speyside ist und somit weit weg von den Supermarktblends rangiert, die ja oft aus 30 oder mehr Whiskys bestehen. Diesen dürfen wir im Vergleich zu einem echten Single Malt aus der Gegend (wir haben leider nicht notiert, was das für einer war :-() testen - und tatsächlich: Der Blend kommt in der Runde relativ gut an, gerade weil er eine starke Karamelnote besitzt (kennt hier jemand Glenrothes…?). Der Single Malt dagegen ist weniger süß, dafür aber wesentlich fruchtiger im Geschmack. Also, Blend geht doch und weil wir gerade da sind, versuchen wir noch einen 18-jährigen Laphroig - der absolute Hammer, weich, rauchig und phenolisch, liegt aber eben auch bei gut 200 € die Flasche - , einen 11-jährigen Bowmore - ebenfalls toll, angenehmer, sprich weniger phenolischer Rauch als beim Laphroig und insgesamt süßer und deutlich günstiger - und von den nichtrauchigen Sorten probieren wir dann noch einen 13-jährigen Glengoyne mit Sherryfassfinish, der ebenfalls mit starken Karamel- und Toffeenoten punkten kann. Feine Sache das! Wenn wir hier noch länger bleiben, sollten wir mal bei unserer Bank nach einem erweiterten Kreditrahmen fragen, denn irgendwie schaffen wir es nicht, auch nur eine Flasche in dem Sortiment auszumachen, die wir nicht direkt mitnehmen könnten. Am Ende werden es dann aber “nur” der Bowmore und lustigerweise der Speyside Blend, die den Weg in unsere Einkaufstasche schaffen. Kathi bestätigt schließlich auch unser allgemeines Gefühl, dass hier in München vor allem die hochpreisigen Sorten gekauft werden und wir mit unserer Wahl somit eher am unteren Ende der Skala rangieren. Danke, Hilmar und Munich Spirits, das war eine tolle Tour, die uns nicht nur einen Überblick über die Messe verschafft, sondern uns auch gezeigt hat, was den passionierten Whiskytrinker ausmacht. Eine Empfehlung für jeden Anfänger auf der Messe!
In der Ferne zieht uns der Slyrs-Stand magisch an und so ergeben wir uns seinem Lockruf und versuchen herauszufinden, was es hier Neues im Sortiment gibt. Es fällt sofort der Slyrs 51 mit seinem in schwarz gehaltenen Etikett und der Abfüllung mit 51 % Alkohol auf und natürlich der 12-jährige Slyrs, den es seit nicht mal einem Jahr in einer auf 2000 Flaschen limitierten Edition gibt. Da uns an den “normalen” Slyrs immer der etwas starke alkoholische Antritt durch die kurze Reifung im Fass gestört hat, müssen wir letzteren natürlich probieren. Und wahrlich, durch die neun zusätzlichen Jahre hat der Slyrs ein volles und mildöliges Aroma gewonnen, das mit dem wilden dreijährigen fast gar nichts mehr zu tun hat. Das gefällt sehr, schlägt aber auch mit knapp 200 € zu Buche. Nachdem das Standpersonal sich hier leider etwas wortkarg zeigt, marschieren wir weiter - das Kavalan-Tasting ruft.
Auch bei einem trinkfesten Durchschnittsmetaller entfaltet der bisher getestete Whisky so langsam seine Wirkung und es wird immer schwerer, an den verschiedenen Ständen vorbeizugehen und nicht hängenzubleiben. Am Stand der Alten Hausbrennerei Penninger kommen wir dann doch nicht vorbei, denn hier blickt uns ein weißer Totenschädel aus einem fast schwarzen Bollwerk entgegen. Am Stand treffen wir Veronika, der wir von unserem Metal-Blog erzählen und die sich erstmal nicht sicher ist, wie sie darauf reagieren soll, dann aber meint, dass ihre Designerin dafür verantwortlich ist, dass sich das Image der braunen Blutwurzflasche, die jetzt schwarz ist, gewaltig verändert hat und sie dementsprechend auch ein anderes Publikum anziehen als mit der braunen Steinflasche. Mit Metal an sich hatte der Designwechsel jedoch angeblich nichts zu tun… ;-) Probieren tun wir den Blutwurz natürlich trotzdem gerne, denn nachdem wir schon den ganzen Nachmittag nichts gegessen haben, kann was Gesundes zwischendurch doch nicht schaden, oder?! Auch Veronika ist derselben Meinung und schenkt uns eine Probe aus der schwarzen Flasche ein und wir fühlen uns wie Goethes Faust in Auerbachs Keller und der Hexenküche gleichzeitig. Mal sehen, ob uns der Trunk ebenfalls verjüngt. Auf der Zunge liegt dann ein schwerer, aber gleichzeitig erfrischender Kräuterlikör, der relativ süß ist und entfernt an einen Fernet Branca erinnert. Nach ein wenig Small Talk über Hauzenberg (die Heimat der Brennerei Penninger) und die Expansionspläne der Brennerei (Südamerika ist aus Kapazitätsgründen noch nicht drin) verabschieden wir uns artig und freuen uns, diesen netten Zwischenstopp eingelegt zu haben. Der Penninger Blutwurz macht sich sicher gut in der Vitrine eines jeden Black- und Death-Metallers oder Gothic-Fans. Schaut’s euch mal an! :-)
Jetzt aber zu unserem Kavalan-Tasting... Wir versammeln uns in dem ausgebuchten Clubraum, um den zugegebenermaßen leisen Tönen von Kellie Du der Brand Ambassadrice (tolles Wort!) von Kavalan, die extra aus Taiwan für uns angereist ist, zu lauschen. Auf der Bühne gibt es eine, wir würden sagen, typisch asiatische und auf Effizienz getrimmte Verkaufspräsentation des “Besten Whiskys der Welt” auf Powerpoint, während sich vor uns der Kavalan Single Malt, der Concertmaster mit Port Finish, der 46 %ige ex-Bourbon Cask und der 46 %ige Sherry Oak aufreihen. Die Präsentation bringt uns das taiwanesiche King Car Imperium näher, welches neben Whisky vom Waschmittel bis zum Autoreifen fast alles produziert, was man sich nur so vorstellen kann, und erwähnt des Öfteren, dass das Geld zur Produktion von Whisky keine Rolle spielt. Bei Kavalan gibt es nur das Beste vom Fass bis zur Brennblase und dazu noch ein riesiges Besucherzentrum im Kolonialstil. Da schlackert der Europäer dann doch immer mal mit seinen Ohren. Wir nehmen uns noch fest vor, Frau Du auf die taiwanesische Kapelle Chthonic anzusprechen, vergessen das dann aber bedauernswerterweise im Trubel des Gefechts. Zu den Whiskys: Altersangaben gibt es bei Kavalan nicht, macht angeblich auch keinen Sinn, da das Klima in Taiwan so feucht und warm ist, dass ein 18-jähriger Whisky längst seinen Zenith überschritten hätte und bei einem Angels Share von über 10 % pro Jahr auch nichts mehr übrig wäre. Von daher sind wohl eher deutlich einstellige Jahreszahlen in den Gläsern vor uns zu finden, was aber tatsächlich nicht wirklich spürbar ist, denn die Whiskys haben auch so schon eine beträchtliche Milde bekommen. Während der Einstiegs-Single-Malt gut, aber einfach gestrickt ist, erstaunt die Geschmacksfülle des Concertmaster mit seinen starken Trockenfruchtaromen sehr - unser Liebling aus dieser Tastingreihe. Die beiden anderen Kandidaten leben von den 46 % Alkohol und deren Antritt und besonders die Sherry-Oak-Version hat einen sehr eigenen nussig-würzigen Geschmack bekommen, der Sebbes mehr und Anne weniger mundet. Schöne Veranstaltung, allerdings merkt man deutlich, dass die asiatischen Whiskys ihren Exotenstatus, den sie auf der Finest Spirits haben, so langsam verlieren. Nichtsdestotrotz sind die Kavalans, und für uns insbesondere der Concertmaster, tolle Whiskys, die aber auch ihren Preis haben.
Nach dem Tasting fällt uns wieder ein, dass wir immer noch nichts gegessen haben. Was tun?! Gegenüber fällt uns ein Stand ins Auge, der mit dem Begriff Edelstahl wirbt. Während wir darüber reden, dort hinzugehen, spricht mich eine Dame neben uns an und fragt neugierig, was denn die Messe hier mit Stahlzeit zu tun habe. Das war natürlich ein Versehen und ich wollte eigentlich Edelstahl sagen, aber die Dame lässt sich dadurch nicht beirren und meint, Stahlzeit wäre eine ganz tolle Rammsteincoverband und überhaupt gibt es hier ohne Ende Metalfans. Wenn man genau hinschaut, merkt man das auch: Mit meinem Arch-Enemy-Laiberl bin ich nicht alleine und immer wieder sieht man das ein oder andere bekannte bedruckte T-Shirt mit Logo in der Menge aufblitzen. Von Nightwish bis Deicide über Slayer bis hin zu Edguy (Denkt dran: ESC-Vorentscheid mit Avantasia am 25. Februar!) ist hier fast alles vertreten, was Rang und Namen hat. Da haben wir mit der Kleiderwahl heute Morgen wohl doch alles richtig gemacht.
Weiter zu Edelstahl... Hinter dem Markennamen verbirgt sich die Märkische Spezialitätenbrennerei von Klaus Wurm, der, während wir der Praktikantin am Stand lauschen, sein Sortiment anderen Interessierten anpreist. Erste Frage, warum Edelstahl? Auch hier stellt sich heraus, dass - obwohl die Praktikantin dem Thema nicht abgeneigt ist - nicht unsere Musikrichtung dem Schnaps seinen Namen gegeben hat, sondern eher der Herstellungsort im Ruhrpott - also eine klassische Metallarbeitergegend. Hier übernimmt dann auch der Chef selbst und erklärt, dass es zwei Arten von Bränden bei ihm gibt, einmal das, was man abends zu klassischer Musik mit Stil verkostet, und dann eine Reihe, die eher für Clubs und Bars gedacht ist. In den Flaschen landen zum einen die typischen Obstbrände, daneben aber auch ein paar Leckereien wie etwa Haselnuss und Ingwer. Ingwer? Ok, das müssen wir probieren. Gesagt, getan! Schon die erste Nase aus dem Glas zeigt, hier haben wir es mit etwas ganz Besonderem zu tun. Das riecht frisch und spannend und anders und ebenso schmeckt das Destillat auch. Eine tolle Entdeckung zu dieser Uhrzeit und der Nachgeschmack hält sich quasi ewig im Mundraum. Das solltet ihr unbedingt mal probieren. Wir erzählen Klaus noch von der Möglichkeit, eine Kooperation mit einer Metal-Band einzugehen (wir hatten doch da gerade über Stahlzeit gesprochen), und... sagen wir mal so, er war der Idee gegenüber nicht wirklich abgeneigt. Also meldet euch mal bei der Brennerei oder bei uns, wenn das was für euch wäre... :-)
Fest entschlossen, den Tag zu beenden, versuchen wir, den Ausgang der Halle zu finden, bleiben dann aber doch nochmal hängen, und zwar an einem Stand mit einem antialkoholischen Erfrischungsgetränk! WAS?! Ja, genau. Das Zeug nennt sich Hopster und ist eine Hopfenlimo mit Hopfen aus der Hallertau. Irre, oder? Also ran an den Stand, hinter dem Tresen steht Erfinder Jonas Seidl höchstpersönlich und erklärt uns den Herstellungsprozess. Aus dem Hopfen werden mit Wasserdampf ätherische Öle extrahiert, die dann mit Mineralwasser versetzt werden und... schwupps - fertig ist Hopster. Genial! Auch der Geschmack lässt sich sehen, blumig, fruchtig, frisch, aber kaum süß. Lustigerweise fragt Jonas dann noch, was wir hier eigentlich genau machen, und wir erklären die Story mit dem Heavy-Metal-Blog, wobei sich herausstellt, dass er selbst großer Slash-Fan ist, und wir versinken in Erinnerungen an Guns N’ Roses und der nun ja leider nicht wahrgewordenen Möglichkeit, ebendiese Reunion hier in München auf dem Rockavaria-Festival zu sehen. Wie auch immer, Jonas erzählt uns dann noch, welche Frage er von der Presse immer zu hören bekommt (hört hört, jetzt müssen wir aufpassen)! Und zwar möchte ebenjene stets wissen, wie er gedenkt, den Hopster auf dem Markt zu platzieren. Also fragen wir genau das und Jonas antwortet routiniert, dass Hopster kein Bierersatz sein soll, sondern eher gegen Softdrinks wie Bionade, Fanta und Cola antreten soll und dementsprechend einzuordnen ist. Uns fallen da sofort die Kollegen von Club Mate ein. Schön, hier jetzt noch eine Alternative zu haben, falls man doch mal keine Lust auf Alkohol verspüren sollte… Probiert’s mal aus, in diversen Getränkemärkten in München ist Hopster schon erhältlich. Uns hat die Hopfenlimo, gerade nach einem Tag mit nur Hochprozentigem, super gemundet.
So, das war unser Ausflug auf die Finest Spirits 2016. Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen und habt eventuell auch die ein oder andere Anregung mitgenommen. Eigentlich waren wir noch auf der Suche nach dem neuen 17-jährigen Highland Park, konnten diesen aber leider bis zum Schluss nicht ausfindig machen (ob dies einem ungünstig gelegenen Messestand in der Halle oder doch unserem fortgeschrittenen Alkoholpegel geschuldet ist, kann nun nicht mehr eindeutig geklärt werden). Dieses Versäumnis ist jedoch verschmerzbar, da wir stattdessen vieles andere und auch so manches Neue entdecken durften. Auch wenn sich die Finest Spirits inzwischen zu einer generellen Spirituosenmesse gewandelt und gemausert hat, sind es doch immer noch die Single-Malt-Stände und die unabhängigen Abfüller von Malts, vor denen sich die größten Publikumstrauben ansammeln. Zu Recht, sagen wir als Whiskyliebhaber, aber auf der anderen Seite ist es schön, auch über den Tellerrand hinausblicken zu können und solch tolle Sachen wie Ingwerschnaps und Hopfenlimonade entdecken zu können. Mit der festen Überzeugung, dass Metal und Whisky sehr gut zusammenpassen, und vielen, fast zu vielen Eindrücken und einer schweren Einkaufstüte in der Hand verlassen wir das MVG-Museum für dieses Jahr und schwanken in die Münchner Nachtluft. Und insgeheim freuen wir uns auch schon wieder auf das nächste Jahr… und auf das nun schon lang ersehnte Abendessen!
Sláinte!