Böses Gebräu und königliche Tropfen: ein Streifzug durch metallische Malts und mehr!
/Trommelwirbel, Fanfare! Wie unser Name schon sagt, sind wir unter dem Banner Metal and More angetreten - somit war es höchste Zeit, endlich auch einmal dem More zu huldigen und eine entsprechende Rubrik einzurichten. Und gleich als ersten Beitrag können wir eine weitere Überraschung präsentieren: nämlich unseren Gaststar Bernd Weigand, nicht nur Initiator und Hauptautor (der andere Hauptautor ist unser Holgi) der vielbeachteten Postille www.comicleser.de, sondern auch Kenner guter Musik (zu bestaunen auf dem Bild mit Loudness in unserer Meet the Stars-Galerie!) und vor allem der dazugehörigen edlen Getränke. Somit freuen wir uns, dass dieser kenntnisreiche Kollege unseren Reigen der alkoholischen-metallischen Ausflüge mit einem Paukenrundumschlag eröffnet! Skol!
Alkohol und Rock n Roll, das gehört irgendwie doch zusammen. Seit jeher. Natürlich ist es ein gern zitiertes Klischee, das immer mal vom Boulevard strapaziert wird. Aber auch nicht unbegründet, wurde und wird es doch von genialen Musikern wie Lemmy (R.I.P.) und Shane MacGowan ohne gesundheitliche Rücksichten gepflegt und gehegt. Wobei man doch sagen muss, dass bei (sogenannten) Volksmusik-Veranstaltungen weit mehr gesoffen wird (aber hallo – ich denke da an ein Zillertaler-Konzert, zu dem ich mal musste. Ja, MUSSTE!). Inzwischen aber ist die Verbindung Alkohol – Rockmusik längst salonfähig geworden, was sich in diversen Produkten niederschlägt. Das begann, zumindest für mich und dem hier als Herr Jordan auftretenden Holgi, mit dem Warlock Bier - der Wicked Brew von Doro Peschs seliger Band, das seinerzeit, weiland 1988, für jeden Metaller ein Muss war (und ja, es war von Tucher und schmeckte nicht wirklich, weshalb hier immer noch zwei Dosen ungeöffnet rumstehen). Wer inzwischen im Business was auf sich hält, lanciert seinen eigenen Wein, sein eigenes Bier, seinen eigenen Schnaps. Ganze Barfächer lassen sich inzwischen von seinem/r jeweiligen/r Lieblingsmusiker /-band füllen. Ob Bier von Iron Maiden (Trooper Beer - typisch englisch, schmeckt leider auch nicht. Ehrlich. [Holgi: stimmt. ist aber dennoch natürlich absolut unverzichtbar!]), Slayer oder AC/DC (zur Rock or Bust Tour gab es gar verschiedene Motive und 5 Liter Patronen), ob Wein von Kreator (!) oder Accept, ob Wodka von Rammstein oder Motörhead – Fans können sich über die alkoholische Merchandise-Auswahl nicht beklagen.
Aber nur wenige wagen sich an die hochprozentige Königsdisziplin. Das Wasser des Lebens. Whisk(e)y. Hier ist der Markt noch übersichtlich und trotzdem bereits vielfältig, weshalb wir uns an eine kleine Übersicht wagen:
Grave Digger - Aureum 1865
Für den Anfang bleiben wir vor unserer Haustüre: deutsche Band, deutscher Whisky. Initiator, dass das Metal-Urgestein Grave Digger, das gerade auf Retro-Tournee war (Kühles Zeug berichtete natürlich!), sich einen eigenen Whisky gönnte (neben dem obligatorischen Wein, Olivenöl und… Shampoo!), war - so erfuhren wir es im Interview - nicht Scheffe Chris Boltendahl, der seit 15 Jahren Abstinenzler ist, sondern Gitarrist Axel Ritt. An den wandte sich die bereits seit 1865 in Freudenberg am Untermain ansässige Brennerei Ziegler, die neben Whisky auch Gin und vor allem feine Obstbrände herstellt. Das Ergebnis ist der Aureum, Grave Digger Edition.
Ein Single Malt Whisky (also aus nur einer Destille – im Gegensatz zu Blends wie Johnny Walker, Ballantines und Konsorten, die aus etlichen verschiedenen Single Malts und Industrie-Whisky ‚komponiert‘ werden), mit sechs Jahren Alter. Das ist für deutschen Whisky, der aufgrund fehlender Tradition noch sehr oft ohne Altersangabe daher kommt (und damit mindestens drei Jahre alt sein muss, sonst darf er sich nicht Whisky nennen), eine stolze Anzahl an Jahren. Gereift ist der Tropfen in Eichen- und Kastanienfässer, anschließend nachgereift in Bourbon- und Sherryfässern. Erhältlich natürlich bei Grave Digger-Konzerten und im Online-Shop der Band und auch der Brennerei. Wie der schmeckt, erfahrt ihr hier in Kürze - die Versuchsanordnung wird gerade aufgebaut!
Aureum 1865 Grave Digger Edition
Single Malt Whisky
Alter: 6 Jahre
0,7 l, 43%
Preis: ca. 50 €
http://www.brennerei-ziegler.de/de/whisky/aureum-1865-grave-digger-edition-single-malt-whisky.html
Hammerfall - Whisky For The Brave
Auch die schwedischen Power-Metaller von Hammerfall brüsten sich mit einem eigenen Whisky, der in gleich zwei Editionen erhältlich ist. „Hammerfall – Legacy of Kings, Whisky for the Brave“, so der vollständige Name der Auflage von 2013 ist nach gleich zwei Alben der Band benannt (eben Legacy of Kings und auch Glory to the Brave). Es handelt sich dabei um einen Single Malt Scotch Whisky, also wieder aus einer Brennerei und aus Schottland, Heimat des Lebenswassers. Welche Destille dahinter steckt, ist nicht bekannt und darf auch nicht verraten werden. Der Whisky wurde eingekauft und unter dem Hammerfall Label veröffentlicht. Eine durchaus gängige Praxis, man denke nur an diverse Discount Scotch Single Malts, die allesamt Fantasie-Namen tragen. Fest steht, er ist rauchig (die Gerste wurde mit Torfrauch gedarrt). Als Kandidaten könnten daher Destillen von der Insel Islay in Frage kommen, die für rauchige Whiskies bekannt ist. Muss aber nicht. Gereift ist der Whisky in Eichenfässern, die zuvor Bourbon enthielten, ehe ihm ein Finish in Sherryfässern gegönnt wurde. Rauchige Whiskies sind nicht jedermanns Sache, sind durchaus komplex, wobei bei alterslosen Varianten (wie diese hier) der Rauch gerne die dreijährige Jugend verschleiert. Die „Legacy of Kings“ Flaschen sind auf 5000 Stück limitiert und werden nur in Schweden und in Deutschland vertrieben.
Wer es etwas edler mag, greift tiefer in die Tasche und zum auf nur 1200 Stück limitierten „Hammerfall Imperial“. Der erschien im letzten Jahr und hat stolze 18 Jahre auf dem Buckel. Im Gegensatz zum „Legacy of Kings“ ist er nicht rauchig und stammt von einer Brennerei aus der Speyside, einer schottischen Whisky-Hochburg, die für ausgewogene, mild-fruchtige Whiskys bekannt ist. Der Name bezieht sich dabei nicht auf die abgerissene Brennerei Imperial, sondern auf einen gleichnamigen Song der Band. Auch hier waren bei der langen Reifung Bourbon- und Sherry-Fässer im Einsatz. Bei einem Preis von rund 120 € sind hier v.a. Hardcore-Fans und Sammler gefragt.
Hammerfall Legacy of Kings, Whisky for the Brave
Single Malt Scotch Whisky
Ohne Altersangabe
0,7 l, 46%
Preis: ca. 70 €
Hammerfall Imperial
Single Malt Scotch Whisky
Alter: 18 Jahre
0,7 l, 46%
Preis: ca. 120 €
http://metal-and-wine.com/de/rock-highlights/87/hammerfall-whisky-single-malt-scotch-whisky-0-7-l
Motörhead - XXXX
Motörhead. Lemmy. Neben dem musikalischen Erbe hinterlassen Band und der bereits zu Lebzeiten legendäre Frontmann einen ganzen Getränke-Shop. Da darf neben dem bereits erwähnten Wodka, Wein, Bier und der Whisky nicht fehlen. Aus Anlass des 40jährigen Bandjubiläums ging man dazu allerdings überraschenderweise nicht nach Amerika (Stichwort Jack Daniel’s, ohne den Lemmy eigentlich kaum anzutreffen war), sondern ganz qualitätsbewusst nach Schweden. Die kleine und feine Brennerei Mackmyra wurde dort 1998 gegründet. Und wenn man deren Aussage glaubt (eigentlich haben wir da keinen Zweifel), war die Band selbst bei der Auswahl und Kreation des Motörhead XXXX-Single Malt Whiskys beteiligt. Das edle Getränk trägt kein Alter, wenngleich verschiedene Quellen fünf Jahre sowie ein anschließendes Finish in Oloroso Sherry-Fässern angeben. Mit ca. 80 € ist die Flasche nicht billig, aber da es vermutlich bei der einen Auflage bleiben und der Whisky offiziell nur in Schweden vertrieben wird, dürfte der Motörhead Mackmyra schon bald ausverkauft sein und zum echten Sammlerstück avancieren. Aber wie sagte Lemmy wie immer treffend: „Life is less painful with Motörhead Whisky. I may consider having a sip now and then.”
XXXX Whisky (Mackmyra)
Single Malt Whisky
Alter: 5 Jahre
0,7 l, 40%
Preis: ca. 80 €
http://mackmyra.com/motorhead/
The Pogues - Folk-Punk in der Flasche
Zum Abschluss noch einen Ausflug in andere Gefilde, nicht weniger wild: auch die legendären Folk-Punk Musikanten um den unglaublichen Shane MacGowan (der sich inzwischen das Gebiss restaurieren ließ, damit man von seinem Gesang wenigstens jedes fünfte Wort versteht…) gönnten sich im letzten Jahr einen eigenen Whiskey. Man beachte das e – denn inzwischen sind wir in Irland. Auch dieser trägt einen wunderbar sperrigen Namen: „Pogues: The Official Irish Whiskey of the Legendary Band”. Geblendet (es handelt sich um keinen Single Malt, in Irland keine Seltenheit) wurde der Schnaps bei West Cork Distillers, einer jungen Brennerei, die erst seit 2003 besteht. Er enthält mit ca. 50 % einen hohen Anteil an Single Malt, der Rest besteht aus Grain-Whiskey (hier werden auch andere Getreidesorten als Gerste bei einer kontinuierlichen Destillation verwendet – Industrie-Whiskey eben). Der Whiskey trägt das Mindestalter und kommt ungestüm und gefühlvoll daher, und passt daher wie die Faust aufs Auge zur Musik der Pogues, die voller Kraft und Melancholie steckt. Passend dazu sind Textzeilen des Bandklassikers „Streams of Whiskey“ auf dem Flaschenhals verewigt. Und das sagt die Band dazu: “If you’re drinking you’re welcome, pull up a seat and pour. If not, póg mo thóin.” Letzteres bedarf sicher keiner weiteren Übersetzung… [es heisst Kiss my arse]
Pogues: The Official Irish Whiskey of the Legendary Band
Blended Irish Whiskey
Ohne Altersangabe
0,7 l, 40%
Preis: ca. 30 €
http://www.thepoguesirishwhiskey.com/