Brennende Busse und Selfmade-Videos: Maja Shining von Forever Still plaudert mit uns
/Traute Gesprächsrunden sind ja nicht gerade unsere Spezialität, aber natürlich machen wir gerne eine Ausnahme, wenn eine so zuvorkommende Person wie die wunderbare Maja Shining zum Plausch lädt. Die Dame konnten wir zusammen mit ihrem Kollegen Mikkel Haastrup und ihrer Formation Forever Still ja 2016 schon im Vorprogramm von Lacuna Coil bestaunen, weshalb wir uns die Chance nicht entgehen ließen, a.) auch das neueste München-Konzert zu bestaunen und b.) vorher ein paar Worte mit der guten Maja zu wechseln.
Die Dame will uns vor der Halle gerade in Empfang nehmen, als sie von einem Number One-Fan abgefangen wird, der ihr zunächst eine selbstgemachte Puppe in Fingergröße (komplett mit grauen Haarsträhnen und Lippenpiercings) und dann ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Gruß aus München“ überreicht. Man zeigt sich entzückt, wir erläutern noch kurz, dass man solche Preziosen üblicherweise auf der Wiesn ersteht und am nächsten Tag erstaunt feststellt, was man da zusammengekauft hat (anstelle von „Mei Madl“ hat der eine oder andere in verwirrtem Zustand schon „Hexe“ oder „Damische Nudl“ heimgetragen, was irgendwie nicht so gut ankam), dann geht es schon los mit der Podiumsdiskussion.
Kühles Zeug: Maja, ihr seid jetzt schon einige Zeit mit Children Of Bodom auf Tour, wie läuft es bislang, wie ist die Stimmung zwischen den Bands und bei den Auftritten?
Maja: Richtig klasse! Die Tour ist jetzt ungefähr zur Hälfte vorbei, und obwohl ich leider ein wenig kränkele, war es bislang wirklich hervorragend, gutes Publikum und sehr nette Leute. Ein echtes Vergnügen!
Kühles Zeug: Letztes Mal haben wir Euch mit Lacuna Coil in München gesehen, war diese Tour anders als die aktuelle?
Maja: Nun, es ist sehr ähnlich, Du spielst Deinen Auftritt, fährst in die nächste Stadt, das ist das Gleiche. Diese Tour ist natürlich größer angelegt, mit mehr Publikum, und vor allem hatten wir anfangs etwas Sorgen, da wir ja eher die melodischen Vertreter in diesem Paket sind – aber soweit ich sehe, nehmen uns die Leute immer sehr gut auf. Am Anfang sind alle etwas zurückhaltend, aber nach ein, zwei Songs sind alle an Bord. [Was an diesem Abend dann genau so der Fall sein würde!]
Kühles Zeug: Sind die Jungs von Children of Bodom immer noch so wild drauf?
Maja: Ich glaube, die sind deutlich ruhiger geworden – zwanzig Jahre auf Tour zeigen eben ihre Wirkung…
Kühles Zeug: Die Band besteht ja eigentlich nur aus Mikkel und Dir selbst, die anderen Mitglieder sind jeweils Gäste. Wie funktioniert das, wie wählt Ihr Eure Gastmusiker aus?
Maja: Ja, das stimmt, Mikkel und ich sind der Kern der Band. Wir haben uns für das Konzept der Gastmusiker entschieden, weil den meisten Leuten erst klar wird, dass sie eigentlich jede Menge Dinge zu tun haben, sobald sie sich einer Band fest anschließen – wenn wir zum Beispiel zwei Monate auf Tour gehen, musst Du dich eben darauf verlassen können, dass ein Bandmitglied nicht lieber daheim bei der Familie bleiben will. Die meisten Leute stellen mit der Zeit fest, dass sie andere Prioritäten als die Band haben. Deshalb haben wir dazu entschlossen, auf diese Art und Weise unabhängig zu sein. Wir suchen uns Leute, die genau zu dem Zeitpunkt mitmachen wollen – genau das gleiche gilt für die Zeit im Studio, dort arbeiten wir nur mit Leuten, die etwas Spannendes zu einem Song beitragen können, anstelle das verwenden zu müssen, was die festen Bandmitglieder eben produzieren. So müssen wir uns nicht begrenzen, sondern können uns voll auf die Musik konzentrieren.
Kühles Zeug: Habt Ihr heute andere Musiker dabei als letztes Jahr?
Maja: Ja, im Moment haben wir Jorn aus Norwegen, der diese Tour mit uns spielt – Parch (Gitarristin auf der Tour mit Lacuna Coil) hat für sich festgestellt, dass ihr das ganze Tourleben zu stressig wurde. Das stimmt natürlich, man schläft wenig und ist dauernd unterwegs, und das war eben nicht ihr Ding. Das ist kein Problem, wir holen uns dann jemand anders. Touren ist kein Zuckerschlecken…
Kühles Zeug: …und manchmal brennt auch Euer Bus…
Maja: …ja, das war am Ende der letzten Tour, wir waren auf dem Heimweg die ganze Nacht von Bergamo in Italien aus durchgefahren, weil wir nach Hause wollten. Eine Stunde vor Ankunft blieb der Bus plötzlich liegen – aber wir waren alle so müde und fertig, dass wir das alles irgendwie nur noch zur Kenntnis genommen haben…ok, das ist jetzt irgendwie nicht so cool, hat jemand einen Kaffee? Aber das passiert eben auf Tour.
Kühles Zeug: Anfangs habt Ihr die Band ein wenig wie ein start up-Unternehmen geführt, ihr habt alles selbst gemacht, von Aufnahmen über Bilder bis hin zu Videos – hat sich das geändert, seit ihr bei Nucelar Blast seid?
Maja: Das hat sich überhaupt nicht geändert. Als wir bei Nuclear Blast unterschrieben, war die klare Botschaft, dass sie uns exakt so wollen, wie wir arbeiten – also machen wir genau so weiter, wir haben volle Freiheit, die Dinge so anzugehen wie wir es gewohnt sind, neues Material zu bringen wie wir das für richtig halten. Wenn wir ein Video planen, ist das eben in einer paar Wochen fertig, anstelle jede Menge Geld für Organisation und gute Leute ausgeben zu müssen. Was wir allerdings sicherlich angehen werden, ist professionelle Fotoaufnahmen für die Band. Es ist ziemlich schwer, dich selbst gut zu beleuchten und dann zu fotografieren oder zu filmen. Ich habe das mit einer App probiert, aber das könnte ein Profi sicherlich deutlich besser…
Kühles Zeug: Die Videos, die ihr selbst produziert habt, haben alle eine sehr gute Qualität – Respekt!
Maja: Danke! Ich filme möglichst viele Szenen mit Mikkel, der nimmt dann wiederum mich auf, und wir mischen das mit Material der restlichen Band. Ich kümmere mich dann noch um den Schnitt und die Nachbearbeitung.
Kühles Zeug: Wo lernt man so etwas?
Maja: Ich habe mir das alles selbst beigebracht...ich denke ohnehin darüber nach, das auch für andere Bands zu machen, das könnte mir Spaß machen, genauso wie Fotografie – solange ich micht nicht selbst knipsen soll…
Kühles Zeug: Ihr habt „Miss Madness“ auch als akustische Version und als Video produziert, warum habt Ihr Euch diesen Song dafür ausgesucht?
Maja: Wir haben für das Album akustische Versionen von „Miss Madness“, „Scars“ und „Tied Down“ aufgenommen. „Miss Madness“ und „Tied Down“ waren die Singles, somit lag es auf der Hand, verschiedene Fassungen von diesen Songs einzuspielen, zumal dies ja ohnehin eher Balladen sind. Ich selbst hatte dann noch die Idee, den am wenigsten balladenhaften Song als akustische Fassung einzuspielen, um einen Kontrast zu schaffen – daher auch „Scars“.
Kühles Zeug: Was würdest Du als Eure musikalischen Einflüsse beschreiben?
Maja: Jede Menge, aber wenn wir komponieren, ist das ein eher unterbewusster Prozess, bei dem wir uns nicht absichtlich an Vorbildern orientieren. Wir haben nie gesagt, dass wir wie eine bestimmte Band klingen wollen oder eine bestimmte Stilrichtung verfolgen – wir nehmen unsere Ideen und machen etwas aus ihnen. Wir hören so viele unterschiedliche Bands und Genres, woraus unterbewusst unsere ganz eigene Mischung entstanden ist.
Kühles Zeug: Könnt Ihr von der Musik leben?
Maja: In Dänemark sicherlich nicht, die Szene dort ist sehr klein, das können vor Ort nur ganz wenige. Man muss in jedem Fall über die Landesgrenzen hinaus gehen, das tun wir gerade und haben im Moment noch Jobs, um uns das alles zu ermöglichen. Wir sind aber auf dem richtigen Weg. Für mich wäre definitiv eine Möglichkeit, Videos oder Fotografie für Bands als Job anzunehmen – das macht sicher mehr Spaß als den ganzen Tag im Büro zu sitzen…
Wir bedanken uns höflich, zeigen unsere Bilder vom letzten München-Gig und verabreden uns am Merchandise-Stand für eine Foto-Session. Auf unsere letzte Frage, welchen Whisky sie gerne mag, gesteht uns Maja freudig, dass sie ihre Getränke gerne mischt…wir verzeihen das und freuen uns auf den Auftritt, der dann wieder einmal absolut herausragend wird.