Eddie goes to Holyhead: wir steigen in die Zeitmaschine mit Maidenhead

16.07.2022 Backstage München

Zwei Jahre musste man auch auf diese Ansetzung warten, erst war es als Weihnachtssingen geplant, jetzt eben als Sommerfest: die 80er-Hommage-Könige von Maidenhead spielten endlich in unserem Wohnzimmer auf!

Letzten Samstag in Stuttgart, in etwa um die gleiche Zeit, da mussten wir noch auf „2 Minutes to Midnight“ verzichten. Die Senjutsu-Sektion brauchte eben Platz in der runderneuerten Legacy of the Beast-Auswahl. Nicht so hier und heute: im Set von Maidenhead findet sich diese Nummer – glücklicherweise, so können wir doch noch ordentlich mitintonieren.

Bevor aber die Sause richtig losgeht, verweilen wir noch ein wenig im Nachtbiergarten, wo das kulinarische Angebot heute auf selbst mitgebrachte Waren beschränkt bleibt. Naja, sei’s drum, wir schauen ein wenig beim Spiel der Fußballdamen auf dem großen Fernseher zu und lauschen den letzten Tönen der Anheizer von Mad Sabbath, die gerade ein schmackiges „N.I.B.“ raushauen.  

In der Halle herrschen mal wieder leicht tropische Temperaturen, als wir uns mit dem nötigsten Getränk versorgen und dann direkt vor der Bühne postieren. Wörtlich heißt es jetzt Vorhang auf, und die Kollegen aus Karlsfeld steigen gleich mit einem Juwel ein: „Easy Rocker“ von den Eidgenossen Krokus hat man beileibe ewig nicht mehr gehört. Fronter Wolfgang macht in Glitzerjoppe erst mal einen astreinen Graham Bonnet, während die Instrumentalfraktion steht wie eine Eins. Hinter der Schießbude sorgt Veronika für ordentlich Wumms, als man mit „Blackout“ vorführt, wie amtlich die Scorpions mal knallten, bevor sie in die Schlagerecke abbogen. Die Backdrops zeigen ordentlich standesgemäß klassische Motive aus der güldenen Phase des Metalls (links Dios „Dream Evil“, rechts ein früher Maiden-Eddie), Wolfgang dankt uns artig, dass wir trotz Hitze und gleißendem Sonnenschein mitfeiern, und weiter geht’s – nach dem bereits erwähnten Maiden-Kracher – mit „etwas Tanzbarem“, was sich als der Whitesnake-Groover „Guilty of Love“ herausstellt.


Gesanglich ist die ganze Chose ist bester Ordnung, deutlich besser als die in die Jahre gekommenen Original, möchte man fast sagen, und die Saitenbieger Nick und Roland versehen die Arbeit an den Sportgeräten schmissig-krachig. Ich nutze die Chance auf eine weitere Getränkeversorgung, überzeuge mich vom ordnungsgemäßen Zustand meiner in den hinteren Reihen verbleibenden Begleitung und eile sogleich durch das doch anständig gefüllte Haus wieder nach vorne. Immerhin muss man das ganze Geraffel inkl. Zettel und Bier irgendwo abstellen, und zwischen den Monitorboxen ist gut Platz.

Insgesamt gibt es heute weniger Maiden als gewohnt, berichtet Wolfgang, immerhin steigt demnächst im Deutschen Theater eine exklusive Maiden-Tribute-Show (beachten Sie bitte den versteckten Veranstaltungshinweis). Passt für uns, immerhin haben wir das Original erst letzte Woche gesehen und nehmen daher umso lieber das Sahnestückchen „The Last In Line“, das man erst mal so hinzimmern muss. Prospekt! Jetzt macht der gute Wolfi aber erst mal Pause und überlässt für zwei Nummern einem launigen Gastsänger das Feld, der als Wauxel vorgestellt wird und bei „The Mob Rules“ und „Neon Knights“ (ja!) inklusive Dschingis Khan-Bart einen mehr als eindrucksvollen Dio abliefert. Jetzt kommt dann aber endgültig Wolfgangs Priest-Kluft zu Ehren, die dann gleich mit „Living After Midnite“ in Dienst gestellt wird. Gitarrero Roland macht uns einstweilen immer mehr den wilden Zakk, während wir Beinkleid nebst Schuhwerk von Basser Chris bestaunen – der gute Steve wäre stolz. Nach „Symphony Of Destruction“ vom guten alten Megadave biegen wir mit „Antisocial“ (Skateboards und kurze Hosen optional) schon auf die Zielgerade ein.




Wolfgang stellt fest, dass man hier diverse Autohäuser eines nicht unbekannten Münchner Herstellers versammelt sehe (und übrigens auch das angefügte Kreditinstitut, aber er kann ja nicht wissen, was ich im echten Leben so treibe), aber „jetzt wird es true“ – zu einem Medley aus den „Warriors Of The World“ und „Battle Hymn“ darf man dann mit leicht ironischem Augenzwinkern sogar den Gruß von „unserer Grubbe“ vorführen. Bei „Ace Of Spades“ macht Roland sehr stilecht den Lemmy (komplett mit Sonnenbrille, Hut und Krächzehals), Metallica schauen mit „Seek And Destroy“ vorbei, bevor dann im Zugabenblock das alte Maiden-Schlachtross vom „Trooper“ mit Fahne und einem waschechten Eddie im „Piece of Mind“-Look ausgepackt wird. Fazit: ein bunter Reigen voller absoluter 80er-Perlen, ohne Haarspray- oder Poser-Anflüge, mit Schlagseite auf lupenreinem Edelstahl. Großes Kino, die Herren und die Dame – man sieht sich!