Heiliger Samurai, Batman: Iron Maiden landen auf der Stuttgarter Wiese – mit Airbourne und Lord of the Lost im Handgepäck
/11.07.22 Canstatter Wasn, Stuttgart
Aller guten Dinge sind in jedem Fall mehr. Und geniale Vorstellungen kann man nicht oft genug zur Kenntnis nehmen. Vor allem, wenn es durch neues Material sogar leichte Variationen gibt. Und deshalb waren wir selbstverständlich dabei, als Iron Maiden auf ihrer „Legacy of the Beast“-Tour (endlich) auch wieder bei uns Halt machten. Also Sonnenhut auf, Sekundenkleber zur Befestigung an der Absperrung eingepackt – wir heben ab!
Zwei Jahre lang habe man sich gedulden müssen, so informiert uns ein fast schon erschreckend gut aufgelegter Bruce Dickinson (fesch mit Samurai-Haarknoten, die ganz langen Zottel aus dem lockdown hat er sich lobenswerterweise nicht erhalten) und gebraucht dabei natürlich eine etwas farbigere Wortwahl, die wir hier nicht wiederholen wollen. Aber: „this ends tonight!“ Endlich sei man wieder beisammen, unter den „Blood Brothers“, die nun treffendweise auch angestimmt werden. Und aus ganz vielen Gründen war dieses unfassbar brillante Spektakel wirklich wieder wie früher, und zwar noch viel früher als vor der seuchenbedingten Zwangspause.
Als wir nämlich an jenem Samstag die Anreise beginnen, stellen wir fest: exakt so war das immer, als wir Ende der 80er, Anfang der 90er zu den Monsters-Festivals oder anderen größeren Ansetzungen pilgerten. Morgens früh raus, und dann den Rest des Tages stehen, ausgerüstet nur mit dem Nötigsten, was man halt so bei sich tragen kann. Unterschied: das ist doch einige Lenze her, und auch wenn wir selbstverständlich immer noch aussehen wie die Frühlingszwiebeln, haben wir doch durchaus Respekt vor dem Durchhalte-Test, der uns bevorsteht.
Zunächst aber gilt es, eine erste unerwartete Hürde zu überwinden, die sich öffentlicher Nahverkehr nennt. Schließlich sind wir ordentliche Menschen und wollen uns an die gestrengen Hinweise halten, dass man doch bitte Parken und Reiten soll anstatt per Automobil bis ganz auf den Platz zu gondeln, den man im Schwabenland als „den“ Wasen bezeichnet (hierbei muss es sich um einen hartnäckigen Druckfehler handeln, immerhin gehen wir ja auch nicht auf „den Wiesn“). Das gelingt allerdings nur bedingt: auf dem Bahnsteig der S-Bahn-Haltestelle unserer Wahl herrscht vollständiges Chaos, was sich schnell als verursacht durch eine Oberleitungsstörung am Hauptbahnhof herausstellt. Heißt: heute fährt im ganzen Großraum Stuttgart aber gleich mal gar nix. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Wir gelangen über Landstraßen-Schleichwege in die Nähe des Areals und ergattern tatsächlich einen mehr als brauchbaren Lagerplatz für unser Gefährt, was wir dann auch unserer Abordnung ans Herz legen, die aus einer anderen Himmelsrichtung anreist.
Gesegnet mit dem Glück des Mutigen marschieren wir also in Richtung Austragungsort und fragen doch lieber noch mal nach dem Weg, den uns ein munterer Herr bestätigt, der uns sofort als Volksmusik-Freunde identifiziert und sich selbst als Helene Fischer bezeichnet. Ein Humorist, aber wir sind richtig, das erfahren wir zumindest. Nachdem wir am Leibchen-Stand vor dem Areal eine Weile vergeblich warten (offenbar ist man auf so frühe Besucher nicht eingestellt und hat das Geschäft noch gar nicht eröffnet), postieren wir uns dann doch mal vorsorglich am Einlass. Immerhin werden die Schleusen schon in zwei Stunden geöffnet, und wir wollen ja nicht säumig sein, auch wenn die Sonne im Schwabenland doch ganz ordentlich auf uns herunterkachelt. Als wir dann um Punkt 15:30 tatsächlich aufs eigentliche Gelände dürfen, notieren wir entzückt: hier hat sich jemand mal so richtig was überlegt, wie man einem größeren Ansturm Herr wird. Denn die frühe Anreise wird gleich an dieser Stelle mit einem feschen Bändchen belohnt, das dann zum Zutritt in die ganz vorderen Sphären berechtigt, auf die wir es natürlich abgesehen haben. So können wir entschlossen flink gehen anstelle zu rennen, was uns, sind wir ehrlich, nicht wirklich enttäuscht. Im Areal der Wahl angelangt, zieht sich der positive Eindruck durch: auch hier gibt es Wasserstellen und vor allem auch Einrichtungen anderer Art, die das Verweilen praktikabel machen. Rechts und links sind durchaus beeindruckende Tribünen aufgebaut – immerhin sollte der Reigen ja eigentlich im nahegelegenen Fußballstadion ablaufen, wofür der eine oder andere doch auch Sitzplatztickets erworben hatte, die jetzt zumindest für die Mehrzahl der Sitzwilligen so gewährleistet sind. Hinter uns füllt sich das Gelände ganz planmäßig sukzessive – der Schwabe plant und denkt voraus, selten so eine gute Organisation erlebt. Dagegen ist die von einigen Verlorenen vergeblich betriebene Suche nach einem Geldautomaten, die ein Pressebericht am nächsten Tag hervorstreichen wird, doch wahrlich eine Petitesse: solo effectivo, zu Deutsch Cash is King, zumal die Preise nicht gerade Discounter-Level haben.
Die Maiden-Kulisse ist in weiten Teilen schon vorbereitet, einige kleine Pagoden künden schon vom Senjutsu-Zuschlag, den die Legacy-Setlist seit den letzten Aufführungen hierzulande erfahren hat. Zuerst aber geben sich um 17:50 die Herren von Lord of the Lost die Ehre, die Komplettist Sebbes uns schon im Vorfeld wärmstens an Herz gelegt hatte. Die Kollegen aus Hamburg zeigen sich erst mal humorvoll und lugen, nachdem sie beim Aufbau selbst Hand angelegt haben, wie Ernie und Bert launig hinter den Lautsprechern hervor, bevor man mit „Drag Me To Hell“ das Feuerwerk eröffnet. Sichtlich angetan von der Menge und dem lautstarken Zuspruch, freut sich nicht nur Grinsbacke Pi Stoffers an der Gitarre, sondern auch Fronter und Cheffe Chris Harms, der die Geschicke immerhin schon seit 2009 lenkt. Der Dark Rock Sound, charakterisiert von treibenden Rhythmen, die ergänzt werden mit elektronischen Einsprengseln und eingängigen Melodien, läuft bestens rein. Das Beinkleid ist in jedem Falle apart (fesche Lederröcke und Strumpfhosen mit Bandlogo hat auch nicht jeder), und mit „Born With A Broken Heart“ und „Under The Sun“ geht es fröhlich weiter im dunklen Takt. An Keyboard/Percussion macht Gerrit Heinemann einen veritablen Marilyn Manson lookalike, und auch Schlagwerker Niklas Kahl macht ordentlich Wind. Nach immerhin sieben Songs ist für die Chefs der Verlorenen nach gerade mal 35 Minuten Schicht – aber man ist sichtlich erfreut über die gewogene Reaktion der Schlachtenbummler und macht uns mit einem ordentlichen „Scream for me, Stuttgart!“ schon einmal auf die kommenden Attraktionen aufmerksam. Wir danken für die Gedächtnisstütze.
Wir nutzen die kurze Umbaupause, um zu beobachten, wie sich die Tribünen langsam füllen und es auch im uns zugeteilten Raum vorne durchaus enger wird. Schatten ist nach wie vor Fehlanzeige, das wird sich am Folgetag in diversen roten Schattierungen äußern, aber so richtig viel Zeit bleibt nicht, um darüber nachzudenken. Alsbald ertönt das metallisch-scheppernde Thema aus Terminator, ein weißes Backdrop mit Schriftzug wird aufgezogen, und ansonsten schmücken die Bühne bestenfalls ein paar Gitarrenverstärker – schnörkellos und geradeaus, so kennt man die Herren von Airbourne. Vollkommen ansatzlos geht es dann auch sofort zur Sache, als man mit „Ready To Rock“ einsteigt und das Gaspedal bis quasi unters Bodenblech durchdrückt. Frontflummi Joel O’Keeffe springt derart umher, dass selbst der Duracell-Hase sich schämen muss, hat heute sein letztes Hemd, das er bekanntlich vor geraumer Zeit für den Roggenroll verkauft hat, gleich daheim gelassen – und beim Anblick des doch eher mitgenommenen Beinkleids mag es einem kurz um den kommerziellen Erfolg der Kombo bange werden. „Die ist noch gut!“, stellen meine Mitgereisten allerdings frohgemut fest, die die Formation immer wieder gerne als Support bei diversen Ansetzungen erlebt haben.
Der straighte Adrenalin-AC/DC-Reloaded-Aussie Pub Hard Rock geht mit „Back In The Game“ und „Girls In Black“ in die nächsten Runden, bevor Meister O’Keefe damit beginnt, Bierbecher in die Menge zu schleudern – spaßig anzuschauen, aber man hofft doch, dass diese Geschosse nicht direkt in der Nähe landen. Um die Lage noch genauer zu inspizieren, springt der Cheffe nun behende auf die Schultern eines Helfers und reitet so wie weiland Angus himself durch die Menge. Man muss schon staunen, wie er dabei noch Riffs abfeuern kann, aber selbst die Getränkeversorgung bleibt ebenfalls stets im Blick: auch wie immer schnappt sich der gute Joel eine Bierdose und öffnet diese durch mehrfaches Kopfdengeln. Das ist eben der wahre Roggenroll-Spirit! „Boneshaker“ und das treibende „Breakin‘ Outta Hell“ heißen die nächsten Dampfwummen, bevor sich dann Schlagwerker und Joel-Bruder Ryan O’Keeffe an der ebenfalls bestens bekannten handbetriebenen Kurbelsirene zu schaffen macht. Fast schon episch gerät „Live It Up“, zu dem sich dann doch einige Angereiste dazu animieren lassen, die große Durchreiche zu starten – crowdsurfing statt crowdfunding, sozusagen. „Raise The Flag“ zimmert nochmal ordentlich, bevor dann der Titeltrack des Debüts „Running Wild“ ein furioses Set beschließt – aber nicht, ohne dass uns Joel mit dem launigen Ausruf „Absacker!“ nochmals mit einer Bierkanonade bedenkt. Fazit: die Fliegemänner aus Down Under liefern immer ab und sind für einen solchen quasi-Festival-Slot unabänderlich eine herausragende Wahl. Good Day, Mate!
Nun aber bereiten wir uns geistig-moralisch auf das vor, was landläufig als „main event of the evening“ gilt, das nicht ganz runderneuerte, aber immerhin leicht überarbeitete „Legacy“-Set, mit dem Iron Maiden seit mittlerweile einigen Jahren durch die Lande ziehen und dabei die ganz große Oper vorführen. Das haben wir leider erst zweimal gesehen, deshalb sind wir natürlich wieder höchst gespannt, wohin die Spitfire heute fliegt und ob Bruce dieses Mal den guten Eddie als Trooper mit seinem Schießgewehr niederstreckt. Natürlich haben wir uns im Vorfeld informiert, dass es drei Songs von der mittlerweile gar nicht mehr so neuen Studio-Scheibe geben wird (dafür mussten mit „Where Eagles Dare“, „2 Minutes to Midnight“, „For The Greater Good Of God“, „The Wicker Man“ und „The Evil That Men Do“ immerhin fünf Nummern den jeweiligen Platz auf der Setlist räumen) – und dieses Japan-Mittelalter-Akira Kurosawa-Setting basteln ein paar emsige Hände gerade noch auf der Bühne fertig zusammen, als zu den Klängen des Instrumentals „Transylvania“ ein Werbeclip für das Legacy-Handy-Spiel über die nicht gerade riesigen Bildschirme flimmert.
Echte Begeisterung setzt dann in der mittlerweile doch durchaus gesteckt eng stehenden Menge ein, als das allseits bekannte „Doctor Doctor“ vom Band tönt – man singt frohgemut mit, immerhin steht fest, dass es jetzt gleich losgeht, mit leichtem Verzug, der (wenn die Informationen der Lokalpresse zutreffen) dazu dienen soll, den unverschuldet in Not geratenen Bahnreisenden noch ein wenig mehr Zeit zum Eintreffen einzuräumen. Sei’s drum, jetzt heißt es anschnallen, und los geht die Reise mit dem Titeltrack der „Senjutsu“-Scheibe, der mit doch eher sperriger Qualität als Konzertopener ungefähr so gut geeignet ist wie ein Gummiband zum Dosenöffnen. Aber das gibt uns durchaus Muße, die Akteure in Ruhe zu studieren – in der Gitarrenfraktion ist inklusive Grinseonkel Dave Murray alles in bester Ordnung, Chefstrategus Steve Harris springt mit der etatmäßigen kurzen Hose (stets gute Wahl), heute allerdings nicht im Maiden-Football-Jersey, umher und dräut in die Menge, bevor dann Flugkapitän Bruce himself herbeiwirbelt. Der hat sich wieder in ein doch eher enges Beinkleid gezwängt, bei dem sich die Frage aufdrängt, ob er eine Gurke oder eine Toblerone mit dabei hat, aber das lassen wir unbeantwortet. Wichtig ist, dass der gute Mann stimmlich heute wieder derartig auf der Höhe ist, dass man nur noch staunen kann.
Das Stück läuft live sogar überraschend ordentlich rein, vielleicht muss man sich das ja doch nochmal anhören auf Konserve, aber Blickfang ist natürlich der formidable Samurai-Eddie, der hier gleich zum Auftakt mit umherwandert und die Bandkollegen, allen voran Tanzbär Gers, spielerisch attackiert und auch uns per Schwert droht. Wir sind standesgemäß beeindruckt, zumal die Chose mit dem nun folgenden „Stratego“ doch einiges an Fahr aufnimmt. Einen ersten echten Höhepunkt markiert dann „The Writing On The Wall“ – die Nummer, die uns seinerzeit eher geheimnisvoll mit dem „Belshazzar’s Feast“-Teaser angekündigt wurde und auf die biblische Geschichte des Menetekels referenziert, demzufolge der gute Belshazzar ja „gewogen und für zu leicht befunden“ wurde (was für den einen oder anderen Angereisten eher eine Wunschvorstellung wäre, aber das lassen wir mal). Die Mär des drohenden Unheils, das apokalyptische Motorrad-Reiter ankündigen, zelebrieren sie nach einem atmosphärisch-akustischen Intro von „Mr Schmitt“, wie ihn Bruce launig nennt (und der Frage von Herrn Dickinson: „have you gone to the toilet? I will check the writing on the wall!“) mehr als eindrücklich, und die Menge intoniert verzückt mit. Bruce mimt gestisch ausladend einen Mopedfahrer, schwingt sich in immer neuere Höhen – der erste Tagessieger steht fest. Jetzt heißt es für die Helferlein, nochmal flink einzugreifen: die Japan-Kulisse wird eilends abgebaut und macht dem Kathedralen-Backdrop Platz, der in der Original-Legacy-Trilogie-Reihenfolge Krieg-Religion-Höllenfahrt das zweite Drittel charakterisiert. Das hymnische „Revelations“ verfehlt auch heute seine Wirkung nicht und entfaltet die vollständige Maiden-Melodie-Magie mit zauberhaften Harmonien, aber auch gut dosierter Härte und vor allem einem Sangesmeister, der – mittlerweile gekleidet in eine Flatterjoppe – die Meute in der Hand hat wie eh und je. Wunderbar!!
Jetzt schwingt sich Bruce auf die eingangs erwähnte Rede ein, dass zwei Jahre Ausfall mehr als genug seien, man beschwört wie gewohnt die große Maiden-Familie (ob man wirklich mit allen hier verwandt sein will, das lassen wir mal dahingestellt) und zelebriert das Mitsing-Fest von den „Blood Brothers“, das sich zu einem Live-Favoriten gemausert hat, auch wenn musikalisch bei anderen Nummern sicherlich mehr zu holen ist. Tapetenwechsel: deutlich schneller als die Japan-Kulisse wird die Kathedrale abgeräumt und macht dem Hölle und Verdammnis-Backdrop Platz. Getaucht in tiefrot, schreitet Bruce in Kutte daher und schwenkt ein fesch beleuchtetes Kreuz: „Sign Of The Cross“ aus der Blaze-Ära bewährt sich wieder als echter Leckerbissen für Fans – episch, komplex, mit unentrinnbaren Melodien, garniert mit formidablen Pyro-Effekten, die uns ganz schön einheizen, auch wenn die Sonne sich mittlerweile endgültig verabschiedet hat. Feurio ist genau das richtige Stichwort auch für die nächste Attraktion: bei „Flight Of Icarus“ (Bruce selbst zufolge ist die Daedalus-Geschichte in seiner Fassung ja eher eine Abrechnung mit einem überdominierenden Herrn Papa, der den Sohnemann ins Unglück reißt) zündet der Fronter sichtlich diebisch amüsiert wieder seine Flammenwerfer und überbrückt dabei geschickt auch einen Moment, als die linke Kanone kurz mal ausgeht. Bis zum wahrlich feurigen Finale, bei dem der riesige weiße Flattermann hinter dem Drumset abstürzt, gerät der Song zum reinen Triumphzug. Hatten wir bislang noch eher geneigtes Zuhören und artige Begeisterung in der Menge konstatiert, wachen beim nun folgenden „Fear Of The Dark“ auch die etwas raubeinigeren Gesellen auf: Bruce wandert mit Friedhofswächterlämpchen, Maske und Hut umher, als dann nach dem Intro einige wenige, sichtlich angeheiterte Gestalten unten eine durchaus rabiate Schieberei beginnen, was bei nicht allen Umstehenden unbedingt gut ankommt.
Das Gerammel gibt sich allerdings wieder, ohne dass es zu Handgreiflichkeiten kommt (die teilweise kurz bevorstanden), und so kann der mit angereiste Filmhistoriker feststellen, dass uns Bruce mit Hut und Perücke hier einen astreinen Lon Chaney aus dem verschollenen (Pseudo)-Vampir-Stummfilm-Klassiker „London After Midnight“ macht. Ob sich das der tobenden Menge erschließt, wissen wir nicht, in jedem Fall feiert die Meute den Live-Favoriten wie immer standesgemäß ab. Durchaus entzückt bin ich erneut davon, wie druckvoll und schmissig das lange Zeit mausetot genudelte „Hallowed Be Thy Name“ daherkommt, zu dem Bruce wieder den Galgenstrick schwingt. Durch „The Number Of The Beast“ schwingen sie sich wieder als geschlossene Mannschaftsleistung, bevor dann beim alten Stampfer „Iron Maiden“ der mittlerweile bekannte Eddie-Satansschädel hinter Nickos Schießbude aufgeblasen wird. Bruce bedankt sich wieder im Namen der Band, Eddie und den Boys, bevor er dann alle nochmals grüßt, nicht zu vergessen die „mad motherfuckers down the front“, also quasi uns. Feierabend, Pause, zumindest kurz, dann geht es natürlich nochmal weiter mit einem schmackigen „Trooper“, bei dem Bruce per Deutschland-Fahnen-Gewehr auf den armen Eddie schießt und ihn dabei launig mahnt: „what are you doing, wearing my uniform?“, weil beide baugleiche britische Kavallerie-Röcke im Krimkrieg-Stil vorführen. Die Rede über die Freiheit, die wir vor einiger Zeit noch im Zürcher Hallenstadion an dieser Stelle hörten, lässt Bruce heute wegfallen, dennoch avanciert der Braveheart-Stadion-Song „The Clansman“ mit dem „Frrrrridem!“-Motto wieder zum Mitintoniermagneten – von Bruce mit einem „and now in Deutsch!“ instrumentiert. „Run To The Hills“ gelingt durchaus ordentlich, aber gespannt sind wir doch viel mehr auf das Epos, das eigentlich den Auftakt zum Legacy-Set machte.
Und alsbald klingt der gute Winston Churchill aus den Boxen, der seinen Landsleuten versichert, man werde nie aufgeben, das vielleicht Maiden-typischste Stück „Aces High“ knallt unnachahmlich los und mündet in eine furiose Mischung aus Melodie und Riffing, die eben nur diese Herren beherrschen. Die Spitfire kurvt, kreist und taucht, Bruce trägt getreu dem Motto „Mütze auf“ Fliegerkappe inklusive Brille – die Verzückung ist komplett, wir sind bedient im positivsten Sinne. Zu den Klängen von „Always Look On The Bright Side Of Life“ marschieren wir hinaus, wobei – Hand aufs Herz – ein etwas ungelenkes Staksen eher die richtige Beschreibung ist. Aber egal, wir haben durchgehalten, eben auch so wie früher, und darauf kommt‘s ja an. Zu guter Letzt stellen wir noch fest, dass unser Parkplatz goldrichtig war, durch den kleinen Fußmarsch vermeiden wir den Endzeit-Stau, dem offenkundig auch so mancher zum Opfer fällt, der mit dem hier zu Ende gegangenen Event eigentlich gar nichts am Hut hat. Wir entweichen weitgehend unbeeindruckt und treten die Heimreise an – und sind uns vollkommen sicher, dass wir auch nächstes Mal wieder dabei sein werden. Dreimal ist schließlich noch kein Mal.